Danke - für nichts!?

 


Predigt am 04.10.2020 zu Markus 8, 1-9


 

Ihr Lieben,

wenn wir auf das letzte Jahr zurückblicken, dann gibt es vieles, was uns herausgefordert hat. Es gibt vieles, was uns das Leben schwer gemacht hat. Das lässt uns vielleicht fragen: Wofür soll ich eigentlich dankbar sein? Was haben wir denn geerntet?

 

Wir haben viele Dinge geerntet, die wir eigentlich gar nicht haben wollen:

Wir haben Waldbrände und Buschfeuer geerntet. Wir haben verendete Tiere geerntet. Wir haben vernichteten Regenwald und verschmutzte Meere geerntet. Wir haben Krieg und Terror geerntet. Wir haben Flüchtlinge geerntet. Wir haben Wahlbetrug geerntet. Wir haben Machtmissbrauch geerntet. Wir haben eine hochgradig ansteckende Krankheit geerntet. Wir haben Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit und Konkurs geerntet. Wir haben Eingesperrtsein geerntet. Wir haben Rassenhass, Proteste und Gewalt geerntet. Wir haben Aggression geerntet. Wir haben viel Angst und Unsicherheit geerntet.

Vieles davon haben wir übrigens selbst gesät.

 

All das sind Dinge, die wir zwar geerntet haben, die uns aber nicht satt machen. Im Gegenteil. Sie erzeugen noch mehr Hunger:

- nach Frieden

- nach Gerechtigkeit

- nach Annahme

- nach Einsicht

- nach Verständnis

- nach Hilfe

- nach Hilfsbereitschaft

- nach Liebe

- nach Freiheit

- nach einer gesicherten Existenz

- nach Sorglosigkeit

- nach Bestätigung

- nach Gesundheit für Körper, Seele und Geist

- nach Gesundheit für unsere Erde

- nach Heilung

 

Wir haben viel geerntet und müssen trotzdem hungern, weil wir die falschen Dinge geerntet haben.

 

Aber wir haben nicht nur Dinge geerntet, die uns noch hungriger machen. Wir haben zum Glück auch Dinge ernten dürfen, die uns die Kraft geben, weiterzumachen, die uns Kraft geben unser Leben zu leben in all den Herausforderungen:

 

Es hat viel Gegenseitige Hilfe gegeben. Ein schönes Beispiel ist das Land Papua-Neuguinea, das Feuerwehrleute zur Bekämpfung der Brände nach Australien geschickt hat. Und dabei ist Papua Neuguinea selbst ein Land, in dem es an vielem fehlt.

 

Dann ist da der Verein Sea-Watch, der nicht müde wird, dafür zu sorgen, dass Flüchtlinge im Mittelmeer aus Seenot gerettet werden.

 

Da sind die Krankenhäuser, die Corona-Infizierte aus dem Ausland mit schweren Verläufen aufgenommen haben, weil es im eigenen Land keine Kapazitäten mehr gab.

 

Auch die Menschen, die für andere während des Lockdowns einkaufen gegangen sind, sollten wir nicht vergessen, wenn wir unsere Erntegaben bedenken. Oder diejenigen, die die kleinen lokalen Betriebe unterstützt und damit vor der Pleite bewahrt haben.

Wer auch zur guten Ernte gehört, sind die Menschen, die sich von der Aggression nicht anstecken lassen, sondern einfach weiter freundlich, höflich, offen, liebenswürdig und friedlich bleiben.

Genauso wie all die, die dafür sorgen, dass es Obdachlosenunterkünfte, Suppenküchen und Tafeln gibt. Oder die, die bewusster leben und damit der Umwelt und den Tieren etwas Gutes tun.

 

Wir sehen, dass es auch viel Gutes zu ernten gibt. Es gibt vieles, das unseren Hunger stillt und uns satt machen kann.

Ja, es gibt trotzdem immer noch viel zu viel von dem, was uns hungern lässt. Und es gibt immer noch viel zu wenig von dem, was uns wirklich satt macht, was uns gesund macht, was uns heilt. Wir alle erhoffen uns da, glaube ich, eine bessere Ernte.

 

Aber ich für meinen Teil wäre keine Christin, wenn ich nicht ein riesengroßes Gottvertrauen hätte und wenn ich nicht auch an Wunder glauben würde.

 

Die Geschichte von Jesus, der es schafft, 4000 Menschen satt zu machen, ist für mich das beste Beispiel dafür. Es gibt zwar Menschen, die sagen, dass das, was da erzählt wird, gar kein historisches Ereignis war und dass es diese Geschichte nur gibt, um die göttliche Natur Jesu zu untermauern.

 

Es gibt Theologen, die sagen, ein echtes Wunder ist das eigentlich gar nicht gewesen. In Wirklichkeit war es so, dass Jesus und seine Jünger einfach nur bereit waren, ihre paar Brote und kleinen Fische mit dieser großen Menschenenge Zu teilen, was wiederum die anderen motiviert hat, selbst noch einmal in ihren Taschen, Beuteln oder Körben nachzusehen und das, ob sie nicht auch etwas finden würden, was sie teilen konnten. So, sagen manche Wissenschaftler, hätte man damals in Wahrheit die 4000 Leute sattbekommen.

 

Kann sein. Und wenn ihr mich fragt, ist das immer noch ein Wunder. Auch damals waren viele Menschen sich gerne selbst die nächsten und sorgten erstmal für sich, bevor sie an andere dachten. Wenn dann aber plötzlich 4000 Menschen in der Lage sind, das, was sie haben, so zu verteilen, dass alle satt werden, dann ist das ein Wunder.

 

Im Grunde ist es mir ganz egal, wie Christus es geschafft hat, diese Menschen satt zu machen. Ich weiß, dass es möglich war und ich glaube, dass solch ein Wunder auch heute wieder möglich ist.

 

Wir müssen uns nur anstecken lassen von dieser Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit. Wir müssen uns nur anstecken lassen von dem Willen abzugeben:

 

Von unseren Lebensmitteln, von unserem Geld, von unserem Wohnraum, von unserer Kleidung, aber auch von unserer Liebe, unserer Annahme, unserer Friedfertigkeit, unserer Hilfsbereitschaft.

 

Und das können wir locker, denn Gott hat uns alles zur Verfügung gestellt, was wir brauchen, auch wenn die Güter unterschiedlich verteilt sind. Wir müssen einfach nur mal anfangen, in unseren Taschen, Beuteln oder Körben zu wühlen, die Gott uns da gefüllt hat, und wir werden überrascht sein, was wir da finden. Vielleicht nicht viel Geld, aber vielleicht habe ich stattdessen eine Menge Verständnis übrig für jemanden in einer schweren Situation. Dafür hat ein anderer dann mehr Geld, von dem er oder sie etwas abgeben kann. Wieder eine andere kann vielleicht in ihrem Korb nicht viel Hilfsbereitschaft finden, weil ihr einfach die Kraft zum Helfen fehlt. Dafür hat sie dann aber ein paar Kleidungsstücke und einen Willkommensgruß übrig für diejenigen, die auf der Flucht sind, die alles haben zurücklassen müssen und die nicht wissen, wo sie bleiben sollen.

 

Wie gesagt: Gott hat uns im Grunde alles gegeben, was wir brauchen, damit alle satt werden - an Körper, Seele und Geist. Und Gott hat uns alles gegeben, damit diese Erde wieder gesund werden kann. Und was wir auch haben, ist ein Jesus Christus, der uns sagt: „Dann fangt mal an zu verteilen. Es ist egal, wenn es nach zu wenig aussieht. Fangt einfach an!“

 

Wenn wir das tun, dann werden wir eine reiche Ernte haben, für die wir aus vollem Herzen Danke! sagen können.

 



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