Danke Gott!



(Predigt vom 07.10.2018 / Erntedank zu Matthäus 13: Das Gleichnis vom Sämann und das Gleichnis vom Senfkorn)


Kinderpredigt: 
Wir haben gerade die Geschichte von dem Mann gehört, der Samen aussät. Ganz viel von der Saat kann nicht aufgehen, weil der Boden nur aus Steinen besteht, die Saat unter die Dornen gefallen ist oder vertrocknet. 
Auf Island ist das ganz ähnlich: da gibt es viele Steine und viel unfruchtbaren Boden, auf dem nichts wachsen kann. Ihr habt doch aus dem Kindergarten eine paprikapflanze mitgebracht und erzählt, dass die Paprika erst grün waren und rot sind. Das funktioniert nur, wenn sie genug Sonne haben, wenn es warm genug ist. Auf Island würde das nicht funktionieren, denn da ist es ziemlich kalt.
Trotzdem haben die Isländer alles, was sie zum Leben brauchen.

(Wir sehen uns eine Islandkarte an mit Zeichnungen von dem, was es auf Island alles gibt.)

Es gibt sogar ganz viel auf Island, wie man auf der Karte sehen kann: Kartoffeln, Fische, Beeren und Pferde. Schafe gibt es auch auf Island. Aus deren Fell kann man Wolle machen und aus der Wolle kann man Pullover stricken. Man kann Boot fahren oder Ski laufen und in heißen Quellen baden.
Den Menschen auf Island geht es also gut. Genauso wie uns. Wir haben ja auch alles: Kleidung, genug zu essen, ein Zuhause und Menschen die uns liebhaben. Dafür können wir Gott danke sagen: DANKE GOTT!!!
 —————-
 Predigt:

Ihr Lieben,
ihr habt ja gerade gehört, was ich den Kindern über Island erzählt habe. Und es war wirklich so, dass ich dachte: Meine Güte, hier gibt‘s ja nur moosbewachsenes Vulkangestein und Gletscher. Wovon leben die hier eigentlich???

Mein erster Eindruck auf Island war damit gar nicht so falsch.
Lasst mich dazu mal eine Online-Enzyklopädie zitieren:

„Ein großer Teil der Insel besteht aus Lavawüsten, die weder bewohnbar noch landwirtschaftlich nutzbar sind. Das betrifft weite Gebiete des Inlandes (Isländisches Hochland). 11 % des Landes sind von Gletschern bedeckt.

Die bewohnten Gebiete befinden sich hauptsächlich entlang der Küste. 20 % des fruchtbaren Landesteils werden für die extensive Viehzucht (vor allem Schafe und Pferde) genutzt, nur 1 % für den Anbau von Getreide oder anderen Feldfrüchten. Ein Grund sind die relativ kühlen Sommertemperaturen, während im Winter der Golfstrom besonders im Südwesten für ein verhältnismäßig mildes Klima sorgt. Die Durchschnittstemperaturen betragen 11 °C im Juli und −1 °C im Januar.“ (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Island )

Das sind nicht gerade die besten Voraussetzungen, um einer ganzen Nation ein angenehmes Leben zu bescheren.

Aber: Island hat durchaus eigene Resourcen.

  • Island ist als Insel umgeben vom Meer und im Meer sind Fische. Viele Fische! Kein Wunder, dass Island vom Fischfang abhängig ist. Über 70% der Exporte sind Fischprodukte. Das erinnert irgendwie in bisschen an Helgoland. Früher war das hier ganz ähnlich mit Fischfang und Hummerfang.
  • In Island spielt auch der Tourismus eine große wirtschaftliche Rolle. Das kommt uns doch auch irgendwie bekannt vor, oder?
  • Worin die Isländer richtig klasse sind, ist die Stromerzeugung. Die geschieht nämlich zu 73% aus Wasserkraft und zu 27% aus Geothermie (heiße Quellen). Mit dem heißen Wasser lassen sich übrigens Gewächshäuser sehr gut beheizen. Viele, viele Gewächshäuser!
  • Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor wäre noch die Aluminiumherstellung.

Island hat also genügend eigene Ressourcen, um ein Einkommen zu erwirtschaften, das den Import der Dinge erlaubt, die es im eigenen Land einfach nicht gibt.

Wie gesagt: Das erinnert ein bisschen an Helgoland. Wie auf Island ist der Tourismus ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Fischfang war es auch mal. Energiegewinnung ist inzwischen ein wirtschaftliches Standbein, nur dass es hier der Wind ist und nicht das (heiße) Wasser.

Mich lässt das an die beiden Gleichnisse denken, die wir vorhin gehört haben: Das Gleichnis vom Sämann und das vom Senfkorn. Gott kann Saat aufgehen lassen, auch wenn das Samenkorn noch so klein ist, auch wenn der Boden, auf den es fällt, noch so unfruchtbar ist. Irgendwo ist fruchtbarer Boden und irgendwie wird aus einem kleinen Samenkorn eine große Pflanze, die die Menschen ernährt. Kleine Anmerkung am Rande: Senfplanzen werden ziemlich groß, bis zu 2 Meter.

Gott kann uns Menschen versorgen, bzw. dafür sorgen, dass wir uns selber versorgen, auch wenn die Voraussetzungen dafür denkbar schlecht zu sein scheinen. Das ist nicht nur an Erntedank ein Grund, danke zu sagen! Das ist Grund, dass ich mir immer wieder bewusst mache, wie dankbar ich für all das sein kann, was mir nicht nur meine Existenz sichert, sondern mir ein ziemlich sorgenfreies Leben in Liebe, Würde und Freiheit ermöglicht.

Diese Dankbarkeit hat mich am Ende unserer Islandreise überfallen - zusammen mit einer großen Portion Traurigkeit und einigen Schuldgefühlen. 

Nach unserer Islandreise mussten wir noch eine Nacht in Hamburg verbringen, bevor es dann am nächsten Tag mit dem Katamaran zurück nach Helgoland gehen konnte. Als wir früh morgens mit unserem Gepäck auf dem Weg zum Kat waren, mussten wir unter einer Brücke durch, unter der gerade einige Obdachlose aufwachten. Einer schlief etwas abseits und konnte sich immerhin den Luxus eines zerknickten Zeltes leisten. Unter einer Plastikplane vor dem Zelt zeichneten sich schemenhaft die Umrisse eines Einkaufswagens ab.

Ich selber hatte gerade einen tollen, ziemlich teuren Urlaub hinter mir. Wir hatten die Nacht in einem nicht ganz billigen Hotel verbracht, das wir uns aufgrund der Nähe zu den Landungsbrücken gegönnt hatten. Und dann sah ich diese Menschen, die nicht in den Urlaub fahren konnten, die sich kein Hotelzimmer leisten konnten, die nichtmal ein eigenes Zuhause hatten mit Schlafzimmer, Badezimmer, Küche, Wohnzimmer, Essen, Kleidung und Menschen, die sie lieben. Ja, ich war verdammt dankbar und bin es immer noch, dass ich in dieser Nacht in einem warmen kuscheligen Bett schlafen konnte und nicht in einem halb zerfledderten Schlafsack unter einer Brücke. Ich war verdammt dankbar, dass ich nicht hungrig in den Tag gehen musste, sondern mich auf ein Frühstück an Bord freuen konnte.
Wir haben vorhin das Gleichnis vom Sämann und vom Senfkorn gehört. Darin geht es ja aber eigentlich nicht darum, dass Gott uns Menschen mit allem versorgt, was wir brauchen. Funktioniert ja offensichtlich auch nicht bei allen. In den beiden Gleichnissen geht es um das Wort Gottes. Jesus will vermitteln, dass das Wort Gottes nicht immer und überall aufgeht.

Ein gutes Beispiel dafür sind die Obdachlosen unter der Brücke. Wenn Gottes Wort immer und überall aufgehen würde, dann hätte ich an besagtem Morgen in Hamburg keine Obdachlosen unter der Brücke gesehen. Wenn das Wort Gottes überall aufgehen und Frucht tragen würde, dann hätten wir Menschen die Welt schon längst so verändert, dass alle ein Zuhause haben, dass alle etwas zu essen haben und dass alle in Frieden leben können.

Das Wort Gottes fällt nun aber leider auch dorthin, wo es nicht aufgeht. Das Wort Gottes fängt klein an, wie ein Senfkorn, das erst noch zu einer 2 Meter Staude wachsen soll. Das nimmt mir einerseits ein bisschen was von meinen Schuldgefühlen, dass ich nicht genug tue, um Menschen in Not zu helfen. Es nimmt mir ein bisschen was von meinen Schuldgefühlen, dass ich nicht genug dazu beitrage, um unsere Gesellschaft so zu verändern, dass Menschen nicht mehr unter Brücken schlafen müssen. Die Botschaft der beiden Gleichnisse ist: Es ist nicht mein Job, fertige, erntereife Pflanzen irgendwo hinzusetzen. Es fängt mit der Saat an, nicht mit der fertigen Pflanze. Ich bin auch nicht für das Aufgehen der Saat verantwortlich. Das darf ich gerne Gott überlassen.

Aber: Es bedeutet, dass es trotzdem viel für mich zu tun gibt. Ich darf nicht aufhören, auszusähen. Ich darf nicht aufhören, mich selbst und andere immer wieder daran zu erinnern, wie gut ich es doch habe. Ich darf nicht aufhören, dankbar zu sein.

Denn aus dieser Dankbarkeit, wächst die Nächstenliebe. Aus dieser Dankbarkeit wächst das Bedürfnis, da zu helfen, wo Hilfe nötig ist. Aus Dankbarkeit wächst Initiative, davon bin ich fest von überzeugt. Das ist die Saat, die mit Gottes Hilfe irgendwann aufgeht und dafür sorgt, dass niemand mehr gezwungen ist, in einem zerfledderten Schlafsack unter einer Brücke zu schlafen.

Deshalb: Danke Gott, dass ich es so gut habe!






Pastorin Pamela Hansen

Tel.: 04725-640936


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