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Es werden Posts vom Juni, 2020 angezeigt.

Gnade vor Hausarrest

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Predigt am 28.06.2020  zu Micha 7, 18-20 Ihr Lieben,   irgendwann während des Lockdowns wurde ich mal gefragt, ob Corona eine Strafe Gottes sein könnte, denn schließlich hätten wir Menschen ja schon eine ganze Menge schlimmer Sachen angestellt: die ganzen Kriege, der ganze Terror, die Ausbeutung unseres Planeten. Mir ist dazu rausgerutscht: Ja, man könnte wirklich meinen, dass Gott uns Hausarrest verpasst hat, nachdem wir uns nun schon so lange so dermaßen danebenbenommen haben.   Grundsätzlich: Ich glaube nicht, dass Corona eine Strafe Gottes ist! Im besten Fall ist die Pandemie einfach passiert. Im schlimmsten Fall war es ein Unfall, verursacht durch Unachtsamkeit und / oder mangelnde Sicherheitsmaßnahmen in einem Labor.   Würden wir die Zeit zurückdrehen auf etwa 750 - 700 vor Christus, dann hätten die Menschen sich Corona allerdings genau so erklärt: als Strafe Gottes für ihr Fehlverhalten. Sie haben sich ja auch die Zerstörung ihres Reiches damit erklärt, dass Gott das Volk bestra

What matters

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Predigt am 21.06.2020  zu Matthäus 11, 25-30 Ihr Lieben! Die Ermordung von George Floyd durch einen Polizisten hat weltweit eine Anti-Rassismus Bewegung ausgelöst. Überall, auch hier in Deutschland, hört und sieht man den Satz: Black lives matter! Schwarze Leben zählen! Was man auch immer wieder zu hören und zu lesen bekommt ist dieser Satz: ALL lives matter! Alle Leben zählen! Dadurch wird zum Ausdruck gebracht, dass nicht nur Menschen mit schwarzer Hautfarbe unter Rassismus leiden. Ja, das ist richtig. Aber bei den Schwarzen brennt es zurzeit lichterloh, um es mal so zu formulieren. Als Antwort auf die Aussage, dass ja eigentlich alle Leben zählen, habe ich oft den Vergleich mit zwei Häusern gesehen. Das eine steht in Flammen. Davor steht eine Person, die sagt: Mein Haus brennt! Ich brauche Hilfe! Dann gibt es da noch ein zweites Haus, das nicht in Flammen steht. Davor steht auch jemand und fragt: „Aber was ist mit meinem Haus?“ Uns allen ist klar, das

Wantok System

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Predigt am 14.06.2020  zu Apostelgeschichte 4, 32-37 Ihr Lieben! Es ist jetzt über zwanzig Jahre her, dass ich ein knappes halbes Jahr in Papua-Neuguinea zubringen durfte, um das Land, die Menschen, deren Kultur und das kirchliche Leben dort kennenzulernen. Womit ich während dieser Zeit auch Bekanntschaft machte, war das sogenannte „Wantok System“. Wantok ist ein Wort aus der Sprache, die in Papua-Neuguinea gesprochen wird, Neomelanesisches Pidgin, und bedeutet „Freund“. Wörtlich übersetzt heißt es eigentlich „eine Sprache“ und bezieht sich auf die Menschen eines Stammes, die eine gemeinsame Sprache sprechen. Darüber hat sich dann die Bedeutung erweitert auf die persönlichen Beziehungen. Meine persönliche Erfahrung mit dem Wantok System war diese: Ich rauchte damals noch und saß gerade mit ein paar einheimischen Frauen draußen unter ein paar Bäumen zusammen und wir unterhielten uns. Irgendwann kramte ich meine Zigarettenschachtel raus, weil ich eine Zigarette rauchen

3 = 1 ?

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Predigt am 07.06.2020  zu 4. Mose 6, 22-27 Ihr Lieben, ich möchte mit euch zu Beginn eine kleine Fragerunde veranstalten: Wenn ihr meine Mutter fragt,  wer diese Frau ist, die da am Sonntagmorgen ganz in weiß in der Kirche steht und mit den Leuten Gottesdienst feiert,  was würde sie antworten? Ganz klar: Meine Mutter würde sagen „Das ist meine Tochter“. Wenn ihr meinen Mann auf der Insel trefft und ihn fragt: "Wer ist eigentlich die Frau, die da frühmorgens übers Oberland joggt?" Was würde er euch sagen? Von ihm bekämet ihr zu hören: „Das ist meine Frau.“ Wenn ihr nun auch noch meinen Konfirmanden und Konfirmandinnen über den Weg lauft, könnt ihr die ebenfalls fragen: "Wer ist eigentlich diese Frau, die euch gerade damit beauftragt hat, Steine mit Schöpfungsmotiven zu bemalen und an der Steinschlange am Klippenrandweg anzulegen?" Und sie würden antworten: „Das ist unsere Pastorin.“ Ich bin also Tochter, Ehefrau und Pasto