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Es werden Posts vom Juni, 2021 angezeigt.

Versöhnung? Unmöglich!

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  Predigt zu 1. Mose 50, 15-21   Ihr Lieben, eine farbige Frau berichtet davon, dass sie in öffentlichen Verkehrsmitteln rassistischen Übergriffen ausgesetzt war -verbal und auch physisch. Und selbst bei den körperlichen Angriffen habe niemand von den Mitfahrenden den Mut gehabt, einzugreifen.   Ich frage mich jetzt:  Ist hier zwischen dem Angreifer und der Frau Versöhnung möglich? Ich frage mich auch:  Ist zwischen den Mitfahrenden und der Frau Versöhnung möglich?   Dazu müssen wir erstmal klären, was Versöhnung überhaupt ist.   Versöhnung wird definiert als friedvolle Beilegung von Streitigkeiten oder Zerwürfnissen“ oder als eine „entgegenkommende Verständigung mit Gegnern oder Feinden“ (Quelle:   https://www.dwds.de/wb/Versöhnung ).   Das ist schon schwierig mit Entgegenkommen und Verständigung in so einer Situation.   Ich bin außerdem der Ansicht, dass bei einer Versöhnung nicht nur eine friedliche Tat eine Rolle spielt, sondern auch die innere Haltung. Echte Versöhnung ist, wie ic

Von Schafen und der Weltbevölkerungsuhr

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  Predigt zu Lukas 15, 1-10   Ihr Lieben,   im Internet gibt es eine Weltbevölkerungsuhr:    https://countrymeters.info/de/World     Diese Uhr zeigt immer die aktuelle Zahl der Weltbevölkerung an. Es ist schon faszinierend zuzusehen, wie die Zahl im Sekundentakt steigt. Eigentlich sogar schneller als im Sekundentakt. Sie steigt deshalb ständig an, weil es mehr Geburten als Todesfälle gibt.     Als ich vor ein paar Tagen nachsah, hatten wir noch 7.895.078.196 Menschen auf unserer Erde. Diese Zahl ist inzwischen natürlich längst überholt.   7.895.078.196 ist schon eine ganz andere Hausnummer als 100. Auf die 100 komme ich, weil es um diese Zahl in dem Gleichnis geht, das Jesus erzählt: Ein Hirte lässt 99 von seinen 100 Schafen erstmal in der Wüste zurück, um ein einziges zu suchen, das verlorengegangen ist. Hundert Schafe sind schon viel. Aber knapp 8 Milliarden Schafe sind richtig, richtig viel.   Mit den Schafen in dem Gleichnis sind natürlich wir Menschen gemeint und deshalb habe ich

Es muss verständlich sein!

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Predigt zu 1. Korinther 14, 1-12   Ihr Lieben, „sectamini caritatem, æmulamini spiritalia: magis autem ut prophetetis.“   Wisst ihr jetzt, was ihr tun sollt?   Für alle Nicht-Lateiner kommt hier das Ganze nochmal auf Deutsch: „Strebet nach der Liebe! Fleißiget euch der geistlichen Gaben, am meisten aber, daß ihr weissagen möget!“   Das ist ein Bibelvers aus der Lutherübersetzung von 1912 und für die meisten schon sehr viel besser zu verstehen als die lateinische Variante. Allerdings kann man sich schon fragen, was denn „fleißiget“ für ein Wort ist. (Das Rechtschreibprogramm auf meinem Computer kennt es nicht.) Inzwischen hat sich unsere Sprache so sehr verändert, dass uns nicht mehr unbedingt klar ist, dass hier „nach etwas streben“ gemeint ist.   Insgesamt finde ich, dass die Bibelübersetzung von 1912 über längere Strecken schwer zu hören und noch schwerer zu verdauen ist.   Ich als Pastorin möchte aber, dass ihr versteht, was da in der Bibel steht - sowohl sprachlich als auch inhaltl

Kein Märchen!

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  Predigt zu Jona 1, 1-2; 2, 1-3b.11   Ihr Lieben,   Jona wird von einem großen Fisch verschluckt, betet in seiner Verzweiflung zu Gott und der Fisch spuckt ihn wieder aus. Marlies wird von ihrem Partner schwer misshandelt, betet in ihrer Verzweiflung zu Gott und der gewalttätige Mensch verschwindet aus ihrem Leben.   Wenn das doch so einfach wäre!   Ja: Gott rettet. Aber diese Rettung ist viel komplizierter, als es die Jonageschichte aussehen lässt oder mein (erfundenes) Beispiel mit der häuslichen Gewalt.   Erstmal ist Jona natürlich nicht wirklich von einem großen Fisch verschluckt worden. Diese Begebenheit ist historisch nicht belegt und es ist äußerst zweifelhaft, dass sie sich so ereignet hat. Aber Jona war schon in einer sehr prekären Situation. Er sollte in Gottes Auftrag bösen Menschen die Vernichtung androhen und das wollte er nicht. Er fühlte sich in dieser Situation machtlos und hilflos - wie von einem großen Fisch verschluckt. Gott hat es dann irgendwie geschafft, Jona aus