Von Schafen und der Weltbevölkerungsuhr


 Predigt zu Lukas 15, 1-10

 

Ihr Lieben,

 

im Internet gibt es eine Weltbevölkerungsuhr: 

 https://countrymeters.info/de/World 

 

Diese Uhr zeigt immer die aktuelle Zahl der Weltbevölkerung an. Es ist schon faszinierend zuzusehen, wie die Zahl im Sekundentakt steigt. Eigentlich sogar schneller als im Sekundentakt. Sie steigt deshalb ständig an, weil es mehr Geburten als Todesfälle gibt. 

 

Als ich vor ein paar Tagen nachsah, hatten wir noch 7.895.078.196 Menschen auf unserer Erde. Diese Zahl ist inzwischen natürlich längst überholt.

 

7.895.078.196 ist schon eine ganz andere Hausnummer als 100. Auf die 100 komme ich, weil es um diese Zahl in dem Gleichnis geht, das Jesus erzählt: Ein Hirte lässt 99 von seinen 100 Schafen erstmal in der Wüste zurück, um ein einziges zu suchen, das verlorengegangen ist. Hundert Schafe sind schon viel. Aber knapp 8 Milliarden Schafe sind richtig, richtig viel.

 

Mit den Schafen in dem Gleichnis sind natürlich wir Menschen gemeint und deshalb habe ich hier auch die aktuelle Zahl unserer Weltbevölkerung angelegt. Es gibt ja faktisch nicht nur hundert Menschen auf diesem Planeten, von denen eine oder einer auf Abwege geraten ist.

 

Gott muss also auch nicht nur einem verirrten Menschen hinterher, sondern, wenn wir die Rechnung aus dem Gleichnis übernehmen, 78.950.781. 

Das ist fast ganz Deutschland. Wir haben derzeit 83 Millionen Menschen in unserem Land. Wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es noch viel mehr Menschen auf der Erde gibt, die wichtige Gebote einfach über den Haufen schmeißen, wie diese hier:

Du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht neidisch sein; du sollst nicht betrügen; du sollst Gott lieben; du sollst deine Nächsten lieben.

 

Denn das sind die verirrten Schaffe unter uns: Alle, die nicht in der Lage sind, diese wichtigen Gebote einzuhalten. Ich zähle mich selbst übrigens auch dazu. Auch mir gelingt es nicht immer, Gottes Ansagen hundertprozentig nachzukommen. Auch ich verirre mich mal, laufe mit dem, was ich denke / sage / tue in die falsche Richtung.

 

Eigentlich müsste man jetzt meinen, dass ich als einzelne Person in der Menge untergehe bei knapp 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten.

Was total klasse ist: Ich bin Gott so wichtig, dass er (oder sie) bereit ist, alle anderen 7.895.078.195 erstmal stehenzulassen, um mir nachzulaufen.

 

Und das gilt nicht nur für mich. Das gilt für uns alle: Gott gibt uns nicht auf! Gott sagt nicht: Ach, denen ist sowieso nicht mehr zu helfen, lass sie doch alle in der Hölle schmoren. Ich kümmere mich lieber um die anderen alle, die von alleine bei mir bleiben. So ist Gott nicht. Egal, was wir anstellen, egal, wie weit wir uns von Gott entfernen: Gott kommt hinterher!

 

Und ich muss gestehen, dass ich ganz schön beeindruckt davon bin, wie Gott uns alle auf dem Radar haben kann - jede und jeden einzelnen von uns. 

 

Wir Menschen sind da ja ganz anders gestrickt. Wenn andere abrutschen, den falschen Weg einschlagen, bekommen wir das oft nicht mit. 

Den Mann, der in Lateinamerika Kokain produzieren lässt, nehmen wir hier erstmal gar nicht wahr. Von der Mutter, die in Afrika ihre Tochter beschneidet, bekommen wir hier auch nichts mit. Es sei denn die Medien berichten zufällig darüber. Immerhin wissen wir durch besagte Medien, dass es sie gibt, aber für uns bleiben ganz viele von denen, die vom Weg abgekommen sind, anonym.

 

Für Gott ist das anders. Für Gott sind diese Menschen nicht anonym. Gott kennt jeden einzelnen der knapp 8 Milliarden Menschen. Für Gott ist weder der Drogenbaron anonym, noch der Jugendliche, der in Hamburg eine Tankstelle überfällt, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren. Für Gott ist weder die Mutter in Afrika anonym, die ihre Tochter verstümmelt, noch die Politikerin, die wegsieht und einfach zulässt, dass das auch in unserem Land passiert. Gott kennt sie. Und: Gott kennt auch dich und mich.

 

Gott bekommt jede und jeden mit, der oder die vom richtigen Weg abgekommen ist. Und Gott wird immer bereit sein, sich mit uns abzugeben, egal, was wir anstellen.

 

Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass Gott sich nicht nur mit mir abgeben wird. Nicht nur mich wird Gott zurückholen wollen. Die anderen auch. Und das ist jetzt vielleicht der Teil, der uns schwerfällt: 

Anzunehmen, dass Gott auch, oder gerade, denjenigen hinterherläuft, die noch viel schlimmeres angestellt haben als ich selbst. Es wird schwer sein zu akzeptieren, dass gerade die, die gemordet, verstümmelt, gefoltert, ausgebeutet, verletzt, vertrieben und gestohlen haben, von Gott geliebt sind. Gerade sie sind ihm wichtig und Gott will sie zurück. Gott will unbedingt, dass sie umkehren. 

 

Helfen wir ihm doch dabei. 

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