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Team Welt

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  Predigt 10 nach Trinitatis zu 2. Mose 19, 1-6   Ihr Lieben, die olympischen Spiele in Tokyo sind gerade vorbei und was mir noch lebhaft in Erinnerung geblieben ist, ist das Verhalten diverser Athletinnen und Athleten. Da sind zum Beispiel die drei Jamaikanerinnen, die im 100 Meter Lauf alle drei Medaillen für Jamaika geholt haben: Bronze, Silber und Gold. Was mich faszinierte, waren die Kälte und die Distanz, mit denen sie sich nach dem Lauf gegenseitig behandelten. Dabei sind doch alle drei für dasselbe Land angetreten. Sie sind doch eine Mannschaft?! Ich konnte das nicht verstehen.   Was mir aber genauso lebhaft in Erinnerung geblieben ist, sind die drei Frauen aus Venezuela, Portugal und Spanien im Dreisprung. Die Venezolanerin hat nicht nur Gold gewonnen, sondern auch noch den Weltrekord gebrochen. Am Ende habe sich alle drei so ehrlich herzlich und innig beglückwünscht, dass ich wieder ganz fasziniert war. Eigentlich waren sie doch Konkurrentinnen, aber den jeweils anderen wurde

Weggespült

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  Predigt zu  Matthäus 7, 24-27     Ihr Lieben,   in dem Ort Schuld in der Eifel ist genau das gerade passiert: „Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und prallten gegen das Haus. Da stürzte es ein und fiel völlig in sich zusammen.“ In Erftstadt ist das auch passiert. Und in anderen Orten. Und nicht nur Häuser sind eingestürzt. Menschen haben ihr Hab und Gut verloren. Sie haben ihr Zuhause verloren. Sie haben ihr Leben verloren.   Da wurden Hoffnungen, Träume und Wünsche einfach weggespült. Da wurde Leben einfach weggespült.   Und natürlich dauerte es nicht nicht lange, bis versucht wurde, irgendjemandem die Schuld für die Katastrophe zu geben:  Den Metereologen, die angeblich nicht führ genug gewarnt hätten, dem Katastrophenschutz, der angeblich nicht früh genug reagiert hätte und sogar den „dummen“ Anwohner*innen selbst, die ihre Häuser ja woanders hätten bauen können.   Das, was in diesen Überflutungsgebieten passiert ist, ist wirklich dramatisch. Es ist eine Katastroph

Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen

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  Predigt zu Matthäus 16, 13-18a   Ihr Lieben,   vor ein paar Jahren gab es hier bei uns auf Helgoland einen Feuerwehreinsatz, weil ein paar Hobbykletterer im Felsen feststeckten. Unsere Insel besteht ja aus Buntsandstein und die Kletterer hatten total unterschätzt, wie bröckelig dieser Buntsandstein ist. Der zerkrümelt ganz schnell. Und weil alles über und unter ihnen wegbröckelte, kamen die Kletterer weder vor noch zurück. Zum Glück konnte die Feuerwehr helfen und sie da rausholen.   Jetzt mag der Buntsandstein bröckelig sein, aber er ist trotzdem fest genug, dass da Häuser und Bäume drauf stehen können. Ein Maulbeerbaum ist mit dabei, wie ihr inzwischen wisst. Und: Auf diesem Felsen steht eine Kirche. Damit meine ich aber weniger das Gebäude, in dem so wie heute Gottesdienst gefeiert wird, sondern ich meine die Menschen. Denn die Menschen sind ja das, was die Kirche ausmacht.   Für die Menschen hier bietet der Felsen mitten in der Nordsee einen festen Grund: einmal durch die Traditi

Töpfchen, koche!

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  Predigt zu 1. Könige 17, 1-16   Ihr Lieben, es gibt da dieses Märchen von den Brüdern Grimm:   Es war einmal ein armes frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald. Dort begegnete ihm eine alte Frau, die kannte seinen Jammer schon und schenkte ihm ein Töpfchen, zu dem sollte es sagen “Töpfchen, koche.” so kochte es guten süßen Hirsebrei, und wenn es sagte “Töpfchen, steh.” so hörte es wieder auf zu kochen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim, und nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei so oft sie wollten.   Einmal war das Mädchen ausgegangen, da sprach die Mutter “Töpfchen, koche.” da kochte es, und sie aß sich satt; nun wollte sie, dass das Töpfchen wieder aufhören sollte, aber sie wusste das Wort nicht. Also kochte es weiter und der Brei stieg über den Rand hinaus. Es kochte die Küche und das ganze Haus voll, und das zweite Haus und dann die Straße, als wollte

Ich bin getauft!

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Predigt 6 nach Trinitatis zu Matthäus 28, 16-20   Ihr Lieben,   in unserer Kirche steht ein Taufkessel. Ja, ich habt richtig gelesen: Kessel! Kein Becken, keine Schale.   Unser Taufkessel ist dem nachempfunden, der vor dem Krieg in der Kirche stand. Dieser Taufkessel war dann auch randvoll mit Wasser gefüllt, und wenn ein Kind getauft wurde, dann wurde es in diesen Kessel gesteckt und komplett untergetaucht. So wurde hier auf Helgoland früher getauft. Heute machen wir das natürlich nicht mehr. Das tun wir den armen Kindern nicht an. Und wenn es sich um jugendliche oder erwachsene Täuflinge handelt: Die passen da sowieso nicht rein. Deshalb verwenden wir eine sehr viel kleinere silberne Taufschale, die auf den Taufkessel gestellt wird. Ich schöpfe dann mit der Hand Wasser aus der Schale und träufle das dem Täufling über den Kopf. Das mache ich drei Mal und spreche dazu die Worte: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das ist Teil des sogenann

Göttliche Logik

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  Predigt zu 1. Korinther 1, 18-25   Ihr Lieben,   letzte Woche hatte ich einen Tag, an dem sich viele tolle Gespräche ergeben haben und an dem ich eine ganze Menge Zuspruch, Rückendeckung und Unterstützung bekommen habe. Ich habe mich am Ende dieses Tages so unglaublich gesegnet gefühlt, dass ich mich spontan hingesetzt und einen Schwung Segenstüten für den „Segen To Go“ befüllt. Das hatte ich schon lange nicht mehr getan, weil mir die Zeit und irgendwie auch die Motivation fehlte.    Der Zusammenhang war mir allerdings erstmal gar nicht bewusst. Ich wusste gar nicht, was mich da gerade geritten hatte und woher das plötzliche Bedürfnis kam, Segenstüten zu packen - nach einem langen Arbeitstag, müde und groggy wie ich war. Das war einfach eine spontane Regung. Die Erkenntnis kam erst einen Tag später: Ich habe mich unglaublich gesegnet gefühlt und wollte deshalb selber auch segnen. Ich habe mich unfassbar beschenkt gefühlt und wollte deshalb auch Geschenke machen.   Das ist ein ganz wu

Versöhnung? Unmöglich!

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  Predigt zu 1. Mose 50, 15-21   Ihr Lieben, eine farbige Frau berichtet davon, dass sie in öffentlichen Verkehrsmitteln rassistischen Übergriffen ausgesetzt war -verbal und auch physisch. Und selbst bei den körperlichen Angriffen habe niemand von den Mitfahrenden den Mut gehabt, einzugreifen.   Ich frage mich jetzt:  Ist hier zwischen dem Angreifer und der Frau Versöhnung möglich? Ich frage mich auch:  Ist zwischen den Mitfahrenden und der Frau Versöhnung möglich?   Dazu müssen wir erstmal klären, was Versöhnung überhaupt ist.   Versöhnung wird definiert als friedvolle Beilegung von Streitigkeiten oder Zerwürfnissen“ oder als eine „entgegenkommende Verständigung mit Gegnern oder Feinden“ (Quelle:   https://www.dwds.de/wb/Versöhnung ).   Das ist schon schwierig mit Entgegenkommen und Verständigung in so einer Situation.   Ich bin außerdem der Ansicht, dass bei einer Versöhnung nicht nur eine friedliche Tat eine Rolle spielt, sondern auch die innere Haltung. Echte Versöhnung ist, wie ic