Ich bin getauft!



Predigt 6 nach Trinitatis zu Matthäus 28, 16-20

 


Ihr Lieben,

 

in unserer Kirche steht ein Taufkessel. Ja, ich habt richtig gelesen: Kessel! Kein Becken, keine Schale.

 

Unser Taufkessel ist dem nachempfunden, der vor dem Krieg in der Kirche stand. Dieser Taufkessel war dann auch randvoll mit Wasser gefüllt, und wenn ein Kind getauft wurde, dann wurde es in diesen Kessel gesteckt und komplett untergetaucht. So wurde hier auf Helgoland früher getauft. Heute machen wir das natürlich nicht mehr. Das tun wir den armen Kindern nicht an. Und wenn es sich um jugendliche oder erwachsene Täuflinge handelt: Die passen da sowieso nicht rein. Deshalb verwenden wir eine sehr viel kleinere silberne Taufschale, die auf den Taufkessel gestellt wird. Ich schöpfe dann mit der Hand Wasser aus der Schale und träufle das dem Täufling über den Kopf. Das mache ich drei Mal und spreche dazu die Worte: „Ich taufe dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Das ist Teil des sogenannten Taufbefehls, in leicht abgewandelter Form, so wie er in der Bibel steht.

 

Diese Worte zusammen mit dem Wasser machen die Taufe zu einem Sakrament, also zu einem Heilsmittel.

 

Und da sind wir auch gleich bei dem, was die Taufe bedeutet, bzw. wozu sie da ist:

 

Sie macht heil, was zwischen Gott und den Menschen kaputtgegangen ist, durch unsere Selbstsucht, Machtgier, Wunsch nach Aufmerksamkeit und Bestätigung, und durch diverse andere Fehler und Schwächen, die wir Menschen nun einmal haben.

 

Damit etwas heil werden kann, muss vorher aber etwas abgewaschen werden:

nämlich das, was uns von Gott trennt.

 

Man kann das mit dem Säubern einer Wunde vergleichen. Wenn eine Wunde heilen soll, dann muss auch als erstes der ganze Dreck raus. Wenn der Dreck nicht aus der Wunde gewaschen wird, entzündet sie sich. Also: Erst saubermachen, dann verbinden.

 

Mit der Taufe ist das ähnlich. Es soll der Schmutz abgewaschen werden, der zwischen uns und Gott steht. Ein anderes Wort für diesen Schmutz ist „Sünde“. 

Und weil der ganze Mensch saubergemacht werden muss, wurde früher auch der ganze Mensch in den Taufkessel gesteckt. In manchen christlichen Kirchen wird das immer noch so gehandhabt. Dazu wird dann allerdings ein sehr großes Becken oder sogar ein Pool verwendet, das man zum Beispiel in baptistischen Kirchen vorfindet, denn den Baptistinnen und Baptisten ist es wichtig, dass der ganze Mensch bei der Taufe untergetaucht wird. Wenn kein Pool vorhanden ist, dann tut es auch ein Fluss oder die Nordsee.

 

Bei der Taufe passiert aber noch mehr. Nicht nur der Schmutz kommt runter, sondern, was noch viel wichtiger ist: Wir werden von Gott angenommen. Gott adoptiert uns und wir bekommen ein zusätzliches Elternteil dazu. Noch einen Vater, oder noch eine Mutter. Und dieser Vater oder diese Mutter nimmt uns so an, wie wir sind: Mit allen Fehlern und Schwächen, aber natürlich auch mit all unseren guten Eigenschaften.

 

Wenn man sich mal ein bisschen im Internet umsieht, dann findet man zu Taufe oft die Erklärung, dass sie die Aufnahme in die Kirche ist. Das stimmt natürlich, aber wenn ich ehrlich bin, dann finde ich das Angenommensein von Gott viel wichtiger. Gott sagt bedingungslos „Ja!“ zu uns. Tja und dann haben wir natürlich nicht nur ein Elternteil dazu bekommen, sondern gleich auch eine ganze Familie: die christliche Kirche.

 

Die Taufe bedeutet aber auch, dass wir „Ja!“ zu Gott sagen. Eigentlich.

 

Früher wurden aus diesem Grund keine kleinen Kinder getauft. Jesus sagt ja, dass die Menschen erst zu Jüngerinnen und Jüngern gemacht werden sollen, bevor sie dann getauft werden. Da soll eine bewusste Entscheidung stattfinden. Bei uns werden die Menschen oft schon im Säuglingsalter getauft, weil dahinter der Wunsch steht, dass sie von Gott beschützt und gesegnet sein sollen. Säuglinge können natürlich diese Entscheidung, zu Christus zu gehören, nicht bewusst treffen und in einem Bekenntnis äußern. Sie können dieses „Ja!“ zu Gott noch nicht äußern. Dafür haben wir dann später die Konfirmation. Oder in der katholischen Kirche die Firmung. Da wird dann unser „Ja!“ zu Gott nachgeholt, das in der Taufe noch fehlte.

 

Jetzt habe ich ganz viel darüber erzählt, wie die Taufe stattfinden kann und was die Taufe eigentlich ist. Viel wichtiger ist ja aber, was sie mir persönlich bedeutet und was für Auswirkungen das auf mein Leben hat. 

 

Die Heilung hatte ich ja schon erwähnt. Die Taufe macht mich zu einem heilen Menschen. Sie verändert mich also zum Guten, auch wenn ich das selbst erstmal gar nicht bewusst mitbekomme.

 

Weil sie Taufe mich heil macht, macht sie mich stärker und lebendiger. Und damit wird es mir leichter fallen, das Alte, also die Schwächen und Fehler, hinter mir zu lassen und neu anzufangen.

 

Wer mich sehr beeindruckt, ist Martin Luther, dem man nachsagt, dass er „Ich bin getauft“ mit Kreide vor sich auf den Tisch geschrieben hat, wenn er Angst hatte, oder sich vom Teufel, vom Bösen, bedroht fühlte. Für ihn war dieses „Ich bin getauft“ wie eine Art Schild gegen das Böse.

 

Auch ich kann mir die Taufe gut als etwas vorstellen, das mich besser gerüstet sein lässt, das mich besser abwehren lässt, was mich bedroht. 

 

Und mir hat das schon in vielen Situationen geholfen, dieses „Ich bin getauft!“. Ich kann es allem entgegenhalten, was da manchmal auf mich einprügeln will im Leben: Ungerechtigkeit und Unfrieden zum Beispiel, aber auch all die Dinge, die mich in Versuchung führen, selbst Sachen zu machen, von denen ich weiß, dass sie falsch sind. Auch diesen Versuchungen kann ich dieses „Ich bin getauft!“ entgegenhalten, mit allem, was das beinhaltet: Vorbehaltloses Angenommensein, bedingungsloses Geliebtsein, Erfülltsein vom Geist des Friedens und der Versöhnung, heil sein.

 

An diesen Schild möchte ich euch heute erinnern. Ich möchte, dass ihr diesen Schild heute ganz bewusst mitnehmt, als etwas, das euch richtig stark macht.  Den Schild habt ihr schon, wenn ihr getauft seid. Er ist ein Geschenk, ein Versprechen, das euch ein Leben lang erhalten bleibt und euch schützen kann. Und wenn ihr noch nicht getauft seid, dann wünsche ich euch, dass ihr Lust bekommt, euch irgendwann auch mit der Kraft der Taufe beschenken zu lassen.

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