Weggespült

 

Predigt zu Matthäus 7, 24-27

 

 

Ihr Lieben,

 

in dem Ort Schuld in der Eifel ist genau das gerade passiert: „Die Flüsse traten über die Ufer, die Stürme tobten und prallten gegen das Haus.

Da stürzte es ein und fiel völlig in sich zusammen.“ In Erftstadt ist das auch passiert. Und in anderen Orten. Und nicht nur Häuser sind eingestürzt. Menschen haben ihr Hab und Gut verloren. Sie haben ihr Zuhause verloren. Sie haben ihr Leben verloren.

 

Da wurden Hoffnungen, Träume und Wünsche einfach weggespült. Da wurde Leben einfach weggespült.

 

Und natürlich dauerte es nicht nicht lange, bis versucht wurde, irgendjemandem die Schuld für die Katastrophe zu geben: 

Den Metereologen, die angeblich nicht führ genug gewarnt hätten,

dem Katastrophenschutz, der angeblich nicht früh genug reagiert hätte

und sogar den „dummen“ Anwohner*innen selbst, die ihre Häuser ja woanders hätten bauen können.

 

Das, was in diesen Überflutungsgebieten passiert ist, ist wirklich dramatisch. Es ist eine Katastrophe. Eine Katastrophe, die im wahren Leben passiert. Das ist kein Gleichnis, das Jesus erzählt, um etwas deutlich zu machen.

 

Deshalb finde ich das, was da passiert ist, umso eindrücklicher, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, dass wir die Worte befolgen, die uns gesagt sind:

 

Liebe deinen Nächsten.

Liebe Gott.

 

Wenn wir das nicht befolgen, dann endet das in einer Katastrophe! Dann enden WIR in einer Katastrophe.

 

Das bedeutet: Liebe deinen Nächsten und hab auf dem Schirm, dass dein Handeln immer auch Konsequenzen für andere Menschen hat und nicht nur für dich selbst! Überlege öfter mal, was diese Konsequenzen sein könnten. Und: Auch die Generationen, die nach dir kommen, sind deine Nächsten. Auch für sie gilt das Gebot der Nächstenliebe.

 

Das bedeutet auch: Liebe Gott und bringe seiner / ihrer Schöpfung Wertschätzung entgegen! Sei dankbar für das, was dir mit der ganzen Schöpfung geschenkt ist und vergiss nicht: Die Schöpfung mit allem, was darin ist, ist dir anvertraut. Du trägst Verantwortung dafür. 

 

(Wenn ihr jetzt übrigens in Gedanken meinen erhobenen Zeigefinger seht, dann gilt der nicht nur euch, sondern natürlich auch mir selbst.)

 

Die Katastrophe, die uns droht, wenn wir Jesu Wort nicht befolgen, ist nicht die Hölle. Die Katastrophe ist, dass wir die Welt und damit auch uns kaputtmachen.

 

Es gibt da so eine schöne Hörspiel-Reihe vom NDR mit dem Namen „Neues aus Stenkelfeld“, in der manchmal sehr lustige eskalierende Szenarien dargestellt werden. Es fängt zum Beispiel an mit drei elektrischen Adventskerzen im Fenster und endet mit der Explosion des Kohlekraftwerks. Von dieser Art gibt es, wie gesagt unterschiedliche Szenarien. Mal übertreiben es die Leute mit der Weihnachtsbeleuchtung, mal mit dem Grillspaß, und mal mit dem Silvesterfeuerwerk. 

 

Hier ein paar Auszüge aus dem Silvesterfeuerwerk, damit ihr wisst, wovon ich rede:

 

10:46. 

Ein an sich unbedeutender Zwischenfall wird sich noch bitter rächen. Nachdem sie in einem Stallgebäude ihres Kleingartens die Kaninchen versorgt hat, entreißt ein Windstoß der Rentnerin Erna B. die Schuppentür, die mit vernehmlichem Knall hinter ihr zufällt. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse.

 

10:48. 

Der vermeintliche Erstschlag aus der Nachbarschaft trifft den Familienvater Fred S. völlig unvorbereitet. In einer viel zu flachen Flugkurve startet sein hastig gezündeter Raketensatz "Cape Canaveral", dessen Werbeaufdruck „Eine Zündung - sechsmal Sternenzauber" unterwegs sein Versprechen hält. 

Ein Sternenzauber findet mit unglücklicher Präzision den Weg in einen Lüftungsschacht der Bäckerei Brörmeier. Die anschließende Mehlstaubexplosion in der Backstube macht die vor Wochen von Bäckermeister Erwin Brörmeier großspurig angeregte Firmenaktion "Brot statt Böller" mit einem Schlag unglaubwürdig und zerstreut letzte moralische Bedenken in der Siedlung.

 

Wir überspringen jetzt mal ein paar Ereignisse und machen um 14:09 weiter:

 

„Ein Gartenstuhl und zwei Sonnenschirmbetonständer durchschlagen das dünne Holzdach der Wachbaracke an der Martin-Luther-Kaserne im Nachbarort Heringsmoor und verfehlen den wachhabenden Hauptgefreiten Ronald C. nur um Haaresbreite. Der durch den hastigen Genuss von anderthalb Flaschen Küstennebel ungewohnt entschlussfreudige Berufssoldat trifft in dem durch den Weihnachtsurlaub entvölkerten Militärstützpunkt eine einsame Entscheidung. 

Die sechzehn Luftabwehrraketen vom Typ Herkules-3 erheben sich majestätisch in den Dezemberhimmel.“

 

Es gibt, wie gesagt, unterschiedliche Szenarien. Aber diese Szenarien enden alle gleich: 

Das Landratsamt Stenkelfeld ist nicht mehr. Oder: Das Gewerbegebiet Stenkelfeld ist nicht mehr. Oder: Weite Teile des Industriegebiets Sottrop sowie der Rangierbahnhof Höklage sind nicht mehr.

 

Wenn wir die Worte Jesu nicht befolgen, dann droht uns genau das: Der Planet Erde ist nicht mehr. Die Menschen sind nicht mehr.

 

In der Bibel steht vieles, was uns dabei helfen soll, miteinander klarzukommen. Jesus gibt uns viele kluge Dinge mit auf den Weg, die uns helfen sollen, die Welt zu einem liebevolleren, friedvolleren Ort zu machen. Diese Worte sollen dabei helfen Leben zu erhalten, UNSER Leben zu erhalten. Oder, wenn wir das Ganze mal umdrehen: Gottes Wort soll uns davor bewahren, dass wir diesen Planeten und uns selbst vernichten. So einfach ist das.

 

Im Grunde ist es echt egal, ob ich mein Haus in Ahrweiler gebaut habe oder auf dem Helgoländer Oberland. Das ist nicht die Klugheit, oder Dummheit, die hier gemeint ist. Gemeint ist, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie ich lebe. Nicht nur in meinem Haus, sondern in dieser Welt. Gemeint ist, dass ich mir Gedanken darüber mache, was mein Denken und Tun für Konsequenzen hat. 

Denn wenn ich mir darüber keine Gedanken mache und wenn ich mein Handeln nicht entsprechend danach ausrichte, dann wird alles weggespült: Träume, Wünsche, Hoffnungen und das Leben. Und zwar nicht nur meine Träume, Wünsche und Hoffnungen. Nicht nur mein Leben. Sondern das Leben an sich wird weggespült. Und das muss unter allen Umständen verhindert werden. Durch uns. Durch mich. Denn bei mir fängt es an.

 

Noch bin ich. Und noch kann ich was tun.


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