Die Tannenbaumkerzen erzählen vom Geist der Weihnacht




Ihr Lieben,
vor ein paar Wochen hat mir jemand erzählt, dass er an Heiligabend in der Kirche immer die Kerzen an den Weihnachtsbäumen gezählt hat, wenn es ihm zu langweilig wurde.

Damit ihr jetzt nicht auch anfangt Kerzen zu zählen, werde ich mal zur Spielverderberin und sage euch einfach, wie viele es sind. Linker Baum: 100 (vier 25er Lichterketten). Rechter Baum: 90 (drei 25er Lichterketten und eine 15er).

Im Grunde ist es aber eine sehr schöne Idee, an Weihnachten die Kerzen an den Weihnachtsbäumen zu zählen. Damit richtet sich unser Blick nämlich auf das Licht, auf das Schöne, und auf das Helle in unserer Welt. Das tut besonders gut, weil wir, wie ich finde, oft geneigt sind, erstmal das Dunkle wahrzunehmen.

Vor Weihnachten habe ich viele Menschen über die dunkle Jahreszeit klagen hören: „Diese Dunkelheit setzt mir richtig zu. Ich gehe morgens im Dunkeln aus dem Haus und dann ist es auch schon wieder dunkel und wenn ich von der Arbeit komme.“ Solche oder ähnliche Kommentare habe ich viel gehört. Ja, ich mag auch lieber die Sonne und die Wärme. Aber ich leide nicht wirklich unter der Dunkelheit, denn es gibt es doch so viel Licht um uns herum: Schon den ganzen Advent durch brennen Lichter an Bäumen, Büschen, Zäunen, Hausdächern und es leuchten Sterne in den Fenstern. Und jetzt an Heiligabend strahlen überall Weihnachtsbäume in den Wohnungen. Die Kerzen zan den Weihnachtsbäumen zu zählen, kann uns darauf aufmerksam machen, dass die Welt gar nicht so dunkel ist, wie wir manchmal meinen.
Diese Kerzen erinnern uns aber nicht nur an elektrisches Licht oder an Kerzenlicht, das gerade überall scheint. Sie stehen auch für all das, was unsere Welt hell macht und was unser Leben hell macht.

Jesus Christus zum Beispiel: Jesus Christus wurde geboren, um Licht in unsere oft so dunkle Welt zu bringen. Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, um Licht in unser Leben zu bringen.

Ich habe mir im Advent, wie in jedem Jahr, den Film „Die Muppets Weihnachtsgeschichte“ angesehen. Dieser Film ist eine ganz wunderbare Umsetzung des Buches von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“. 

Während der Geist der gegenwärtigen Weihnacht Ebenezer Scrooge besucht, gibt es eine Szene, in der am Weihnachtsmorgen auf dem Marktplatz alle anfangen zu singen. Eine Zeile des Liedes lautet: „Denn wo du Liebe findest, wirkt der Geist der Weihnacht“. 

Ich finde, jede dieser Kerzen an unseren Christbäumen steht für den Geist der Weihnacht! Jede dieser Kerzen steht für etwas, das unsere Welt heller macht.

1. Eine Kerze steht auf jeden Fall für die Liebe, die ja schon in der Liedzeile genannt wurde. Die Liebe fällt mir als erstes ein, weil es in der Bibel heißt, dass Gott die Liebe ist. An Weihnachten ist Gott Mensch geworden und damit ist die Liebe in Menschengestalt zu uns gekommen. Alle, die schon einmal geliebt haben, in welcher Form auch immer, wissen, dass Liebe das Leben warm und hell macht.
2. Eine weitere Kerze steht für Güte. Anderen Menschen etwas Gutes tun, ihnen mit Güte begegnen, macht nicht nur deren Welt heller, sondern auch meine eigene.
3. Kerze Nummer drei kann für Hoffnungstehen. Es gibt so viel in dieser Welt, das uns hoffnungslos werden lässt: Krieg, Terror, Naturkatastrophen, Streit, Armut, Angst, Not, Elend, und vieles mehr. Aber wenn wir die Hoffnung haben, dass wir in der Lage sind, auch durch unseren kleinen Beitrag die Welt zu einem besseren Ort zu machen, dann wird es schon gleich heller um uns herum.
4. Eine Kerze darf für die Herzenswärmestehen. Wenn wir versuchen einfühlsam zu sein im Umgang mit anderen, dann ist das etwas, das Licht in unsere Welt bringt.
5. Hilfsbereitschaftmacht ebenfalls das Leben hell. Da gibt es ganz viel, das die Augen und die Herzen der Menschen zum Leuchten bringen kann: Ich habe selbst erlebt, wie gut es tut, wenn dir jemand den schweren Koffer abnimmt und ihn für dich die Treppen runterschleppt, ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen.
6. Und dann natürlich die Freude! Es gibt so viel, über das wir uns freuen können: Darüber, dass Weihnachten ist, über die Geschenke, aber auch über die vielen kleinen Dingen des Lebens. Wenn jemand zum Beispiel an uns denkt, von dem oder der wir es nicht erwartet hätten.
7. Ehrlichkeitgehört auch mit dazu. Eine ehrliche Welt ist eine hellere Welt, wenn ihr mich fragt. Und damit meine ich nicht nur das Nicht-Lügen. Wenn wir zum Beispiel ehrlich unsere Gefühle zeigen dürfen, sie nicht verstecken müssen, ist das ebenfalls etwas, das unsere Welt heller macht.
8. Der Humordarf auch nicht fehlen. Wir müssen nicht immer alles so ernst nehmen. Vor allem sollten wir uns selber nicht immer so ernst nehmen und ein herzhaftes Lachen tut einfach gut.
9. Kerze Nummer 9 ist die Offenheit. Offen sein, für die, die anders sind als wir. Offen sein für das, was wir erstmal nicht gewohnt sind. Das kann unser Leben so sehr bereichern und unsere eigene Welt so viel bunter machen. 
10. Auch die Kerze der Großzügigkeitbrennt am Christbaum und macht die Welt heller, wenn wir Menschen teilen, was wir haben. Denen etwas abzugeben, die weniger haben als wir oder die zu wenig haben zum Leben, ist auch Geist der Weihnacht. Das kommt übrigens auch in der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens vor.
11. Die elfte Kerze ist die Vergebung. Wenn Menschen Fehler machen, wenn wir scheitern, mit dem was wir vorhaben, dann bringt das meistens Dunkelheit. Wenn wir in der Lage sind zu vergeben, dann vertreibt das die Dunkelheit.
12. Was ebenfalls nicht fehlen darf, ist die Gerechtigkeit. Die Welt ist an vielen Orten dunkel, weil alles so ungerecht verteilt ist: Materielle Güter aber auch Dinge wie zum Beispiel Liebe, Zuwendung, Annahme und Fürsorge.
13. Für mich gehört auch die Zeitals Kerze an den Christbaum. Zeit ist etwas, das wir heute oft nicht mehr haben, bzw. uns nicht mehr nehmen. Uns Zeit nehmen für uns selbst und andere macht das Leben heller, glaubt es mir.
14. Teil einer Familiezu sein, bringt Licht ins Dunkel. Selbst ihr Alleinstehenden, ihr alle, die ihr ohne Verwandtschaft seid, ohne Eltern, ohne Kinder, ohne Geschwister, ohne Partner: Ihr seid nicht alleine, denn wir alle sind da ja hier. Wir sind eure Familie. Und bringen euch ein bisschen was vom Weihnachtslicht.
15. Das Licht der Freundschaftist auch etwas, das den Geist der Weihnacht widerspiegelt. Geht aufeinander zu, denn ohne Freunde, ist die Welt zu dunkel.
16. Wir alle sind nach Gottes Ebenbild gemacht und damit haben wir alle eine ganz bestimmte Würde. Das heißt: Etwas von Gottes Licht scheint auch in uns.
17. Dazu gehört unbedingt auch die Achtung. Achtung bedeutet, die Würde anderer Menschen zu sehen und anzuerkennen, und das ist definitiv etwas, das die Welt heller macht.
18. Respektheißt die Kerze mit der Nummer 18. Wenn wir den Menschen ihr Menschsein aberkennen, wird es dunkel in unserer Welt. Wenn wir sie aber mit Respekt behandeln, egal, was sie unter Umständen auch angestellt haben, dann vertreiben wir die Schatten.
19. Die 19. Kerze ist die Höflichkeit. Ich weiß nicht, ob Höflichkeit irgendwann mal die Welt retten wird, aber ich weiß, dass es in mir ein bisschen heller wird, wenn ich höflich behandelt werde. Und deshalb motiviert es mich, zu anderen ebenfalls höflich zu sein. Meistens klappt das auch.
20. Die Freundlichkeitspendet sogar noch ein bisschen mehr Licht als die Höflichkeit, denn Höflichkeit ist neutral. Mit der Freundlichkeit sind positive Gefühle verbunden.
21. Die Aufmerksamkeitist auch ein Licht in der Welt: Wahrnehmen, was um mich herum geschieht, wie es den Menschen um mich herum geht und dann entsprechend zu handeln, taucht die Welt in mehr Licht.
22. Gelassenheitdarf ebenfalls nicht fehlen. Wer Angst hat, sich ständig Sorgen macht, der sieht im wahrsten Sinn alles schwarz. Die Welt soll ja aber nicht schwarz sein. Also brauchen wir Gelassenheit, damit es wieder heller wird. Gelassenheit steht übrigens jedes Jahr wieder auf meinem Wunschzettel an das Christkind.
23. Auch wer Muthat, geht durch eine hellere Welt. Wenn wir mutig sein können, dann sehen wir die Welt in einem positiveren Licht. Mutig losgehen und die Dunkelheit vertreiben entspricht auf jeden Fall dem Geist der Weihnacht.
24. Und eine Kerze muss unbedingt für den Friedenstehen. Bei der 24. Kerze sind wir jetzt und wenn die ein Friedenslicht ist, dann ist es perfekt.
Das Friedenslicht darf an Weihnachten auf gar keinen Fall fehlen. Es erinnert mich nämlich daran, dass Frieden auf Erden bei mir selber anfängt.

So, nun habe ich 24 Kerzen mit dem geist der Weihnacht versehen. 

Wobei mir da gerade noch eine 25. einfällt: Schokolade! Schokolade macht ja bekanntlich glücklich. Und wer glücklich ist, dessen Leben ist hell!

Aber jetzt seid ihr dran! Hausaufgabe für Heiligabend: Setzt euch nach dem Weihnachtsessen hin und findet noch mehr Dinge, die unsere Welt heller machen. Entweder nehmt ihr die restlichen Kerzen, die noch hier in der Kirche übrig sind, oder ihr zählt eure eigenen Christbaumkerzen und findet für jede etwas, das den Geist der Weihnacht ausmacht. Ist doch mal eine schöne Alternative zum Weihnachtsgedichtaufsagen.

Maria, Josef und die Hirten hatten zu Weihnachten keinen Tannenbaum mit Kerzen dran. Es war ja das allererste Weihnachten und die ganzen Traditionen, die mit Weihnachten verbunden sind, sollten ja erst noch entstehen. Aber Maria, Josef und die Hirten brauchten auch keine Tannenbaumkerzen, um zu wissen, was denn der Geist der Weihnacht ist. Sie hatten ja das Licht der Welt, das da vor ihnen in der Krippe lag. Sie hatten all das, was ich euch gerade aufgezählt habe, direkt vor Augen. 

Jesus hat später selbst mal über sich gesagt: "Ich bin das Licht dieser Welt. Wer mir folgt, tappt nicht mehr im Dunkeln. Er wird das Licht des Lebens haben." Maria und Josef wussten das schon bei seiner Geburt. Die Hirten wussten das auch. Wir haben den kleinen neugeborenen Jesus nicht direkt vor der Nase. Auch den erwachsenen Jesus können wir nicht mehr persönlich treffen, zumindest nicht, bis er irgendwann mal wiederkommt. Aber dafür haben wir Kerzen am Christbaum, die uns daran erinnern, wer dieser Jesus Christus eigentlich ist und was der Geist der Weihnacht ist, den er mit dem ersten Weihnachten in die Welt gebracht hat.

Und deshalb: Kerzen zählen erlaubt! 
Nein, halt! Das muss anders heißen: Kerzen zählen erwünscht!

Frohe Weihnachten!






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