Was nährt dich?




(Predigt vom 31.03.2019 zu  Johannes 6, 47-51)

Ihr Lieben,

Manche Menschen lesen jeden Tag die Losungen, andere nehmen sich ein Kapitel aus der Bibel für den Monat vor. Ich habe eine Zeit lang Engelkarten gehabt: 52 Stück, also für jede Woche eine. Das, was auf diesen Karten zu sehen bzw. zu lesen war, sollte mich durch die Woche begleiten und mich immer wieder zum Nachdenken bringen. Auf den meisten dieser Karten ist auch ein Engel abgebildet. Manchmal auch mehrere, wenn es zum Beispiel um einen Impuls wie „Miteinander“ geht. Andere Impulse sind „Achtsamkeit“, „Freude“ oder auch die Frage „Was signalisiert dein Körper?“ Auf einer der Karten steht: „Was nährt dich?“ Leider ist auf dieser Karte kein Engel abgebildet, nur ein goldener Streifen, der vielleicht als ein Paar Engelsflügel durchgehen könnte. Dafür sind auf der Karte Gegenstände zu sehen: Ein Apfel, Musiknoten und ein Buch. 

Ich finde, die Frage „Was nährt dich?“ ist eine wichtige Frage, die mir hilft herauszufinden, was ich dringend brauche, um wachsen und mich entwickeln zu können. An Körper, Seele und Geist.

Da fällt einem vermutlich als erstes die Nahrung ein, die der Körper braucht. Was also nährt mich körperlich?
Wenn ich die Engelkarte als Anregung nehme, dann definitiv Obst! Obst ist gesund und unser Körper braucht Vitamine, damit es ihm gut geht. Und Kalzium und Eisen und Kohlehydrate und Mineralstoffe und Eiweiße und Fette. Diese Dinge  liefern uns Brot, Gemüse, Milch, Käse, Kartoffeln, Nudeln, Zucker, Salz, Gewürze und Fleisch. Die Vegetarier*innen und Veganer*innen unter euch werden mir bei den tierischen Produkten jetzt vermutlich widersprechen. Auch ich esse ungerne Tiere! Das Problem ist, dass unser Körper die tierischen Fette und Eiweiße braucht, um leben und sich entwickeln zu können. Gott hat uns leider so gemacht. 

Und fast hätte ich jetzt das Wasser vergessen. Wasser ist ebenfalls superwichtig. Es nährt uns, weil es hoffentlich Mineralstoffe enthält. Und es hält uns einfach am Leben. Ohne Wasser geht gar nix!
Es gibt aber neben der Nahrung, die aus Obst Gemüse und Brot besteht, auch noch anderes, was unseren Körper nährt: Bewegung zum Beispiel. Unsere Muskeln, Sehnen, Gelenke und auch die Haut müssen in gutem Zustand gehalten werden.

Die Engelkarte gibt uns aber noch weitere Hinweise auf das, was uns nährt. Das sind Dinge, die nicht den Körper betreffen, sondern unsere Seele. Auf der Karte sind Noten zu sehen, die uns daran erinnern, dass auch Musik uns nähren kann. Musik kann Nahrung für die Seele sein, wenn wir sie denn mögen. Auch Bücher können Nahrung für die Seele sein: Sie füttern uns mit Poesie, mit Geschichte und Geschichten, sie füttern uns mit Wissen.

Ich glaube, für jede und jeden von uns gibt es die unterschiedlichsten Seelen-Lebensmittel, Dinge, die die Seele am Leben halten und ihr sogar helfen zu wachsen und sich zu entwickeln. Für mich sind das die Spaziergänge mit Mann und Hund auf dem Klippenrandweg hier auf Helgoland. Es sind die Abende, an denen ich mit Freunden zusammensitzen und Karten spielen kann. Die ehrenamtliche Tätigkeit bei der Feuerwehr nährt mich genauso wie der Kinobesuch. Umarmungen von Menschen, die mir nahe stehen nähren mich sehr. Seelen - Lebensmittel sind für mich ebenfalls das kurze Gespräch auf der Straße, die Vögel, die im Garten zwitschern, die Sonne, die mir auf die Nase scheint, der Sturm der mich durchpustet, das fröhliche „Guten Morgen!“ von Leuten, denen ich auf meiner morgendlichen Laufrunde begegne und die Zeit, die ich mit den Menschen in meiner Gemeinde verbringen darf. All diese Dinge nähren mich. Sie helfen mir dabei, zu leben und zu überleben. 
Am Ende werde ich aber doch alt und muss sterben. Alles, was mich in diesem Leben nährt, kann doch den Tod nicht verhindern. Die Dinge, die ich aufgezählt habe, können helfen, mein Leben zu verlängern. Ewig leben lassen sie mich nicht. Ich kann noch so gut ernährt sein, körperlich und geistig gesund, gelassen und entspannt, am Ende wartet doch der Tod auf mich.

Der hat aber nicht das letzte Wort, wie wir wissen. Es gibt nämlich ein Lebens-Mittel (im wahrsten Sinne des Wortes!), das uns so gut nährt, dass wir es über den Tod hinaus schaffen: Jesus Christus, das Brot des Lebens.

Und hier sind wir, nachdem wir uns mit der Nahrung für den Körper und die Seele beschäftigt haben, beim Geist. Der Geist ist nicht dasselbe wie die Seele. Mit dem Geist ist unsere Lebenskraft gemeint. Das ist der Atem des Lebens, den Gott den Menschen bei der Schöpfung eingehaucht hat: Da nahm Gott, der HERR, Staub von der Erde, formte daraus den Menschen und blies ihm den Lebensatem in die Nase. So wurde der Mensch ein lebendes Wesen.
(Genesis 2, 7)
Jesus Christus, das Brot des Lebens, sorgt für die Erhaltung dieser Lebenskraft.

Im Grunde ist das Brot da ein sehr passendes Bild. Brot ist ein einfaches Lebensmittel, kein mehrgängiges Menü in einem Fünf-Sterne-Restaurant. Jesus war auch so: Er hat ein relativ einfaches Leben gelebt, hat keine hohen materiellen Ansprüche gestellt, war mit wenigen Dingen zufrieden. Brot hat, je nach Sorte, ordentlich Kohlenhydrate. Die liefern Energie, wenn sie verbrannt werden. Jesus hat auch Energie geliefert: Lebensenergie. Er hat Sünden vergeben, Kranke geheilt und Tote auferweckt. Da steckt sogar noch mehr Power drin als in Baguette Brot.
Brot ist für viele Menschen leicht zugänglich. Ein Essen in einem Fünf-Sterne-Restaurant kann sich nicht jeder leisten. Ein Brot können sich viele Menschen leisten – auch wenn es immer noch zu viele gibt, die es nicht können, weil die Güterverteilung auf diesem Planeten so ungerecht ist. Deshalb ist es ja auch so wichtig, dass wir das Brot unter die Leute bringen: das gebackene Brot genauso wie das Brot des Lebens.
So wie ich einfach zum Bäcker marschieren kann und ein Brot kaufen, so kann ich auch zu Gott marschieren. Und für das Lebens-Mittel Christus muss ich noch nicht einmal etwas bezahlen. Dieses Brot des Lebens bekomme ich geschenkt. Einfach so. Das probiert mal bei eurem Becker. Geschenkt gibt es höchstens das Brot vom Vortag, das sich ohnehin nicht mehr verkaufen lässt. Christus ist aber nicht abgestanden oder sogar abgelaufen. Dieses Lebens-Mittel liefert immer noch Energie, gibt immer noch Kraft, überwindet immer noch den Tod. 

Dieses Brot des Lebens macht übrigens nicht nur irgendwann in ferner Zukunft das ewige Leben für uns möglich. Es ist jetzt schon Lebens-Mittel. Es nährt mich jetzt schon, weil es mir Kraft geben kann für mein Dasein im Hier und jetzt. Ich glaube schon, dass ich ganz anders durch mein Leben gehe, weil ich die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod habe. Ich weiß nicht, wie es wäre, wenn ich diese Hoffnung nicht hätte, wenn ich den Glauben an Christus nicht hätte, durch den mir all meine Schuld vergeben ist und durch den Gott mir damit das ewige Leben schenkt. Ich kann da nur spekulieren: Vermutlich wäre ich ängstlicher und würde viel Kraft und Energie darauf verwenden, mich an dieses irdische Dasein zu klammern. Ich würde damit Kraft und Energie verschwenden, die ich doch eigentlich zum Leben brauche.

Dadurch, dass Gott uns das Brot des Lebens schenkt, können wir im Hier und Jetzt Trost finden, Kraft schöpfen und wirklich leben. Dadurch, dass Gott uns das Brot des Lebens schenkt, reicht die Kraft aus, um durch den Tod hindurchzugehen und hinein in ein ewiges Leben bei Gott.
Und das ist etwas, das mit sehr, sehr gut schmeckt!

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