Schafe mit Zerstörungspotenzial



(Predigt am 05.05.2019 zu Johannes 10, 11-16)

Ihr Lieben,

Schafe haben ein großes Zerstörungspotenzial, besonders, wenn sie auf unserem Friedhof unterwegs sind. Ich erinnere mich noch, dass gerade von Einkaufen kam, als mir jemand mitteilte: Die Schafe sind wieder auf dem Friedhof. Ich schmiss den Einkaufskorb in die Wohnung, schnappte mir einen Besen und stürmte auf den Friedhof. Tatsächlich: Da waren sie! Knabberten seelenruhig die Blumen auf den Gräbern ab. Das ging ja gar nicht! Ich attackierte die Schafe also nit dem Besen und versuchte, sie vom Friedhof zu treiben. Das glückte mir auch, allerdings liefen sie nicht, wie ich gehofft hatte, wieder in Richtung Schafstall sondern sie sprangen in die Vorgärten in der Bop de Kark Straße, wo sie erstmal alles Mögliche zertrampelten: die Bepflanzung wie auch die Gartendeko. Als sie sich wieder beruhigt hatten, fingen sie auch da an, die Blumen abzufressen. Ich also mit meinem Besen hinterher. 

Der Versuch, sie aus den Vorgärten rauszubugsieren ging auch daneben, denn die Schafe wurden wieder panisch fanden den Ausgang nicht und sprangen in die Nachbarvorgärten Die ja auch schon von Schafen bevölkert waren. Also sprangen die Schafe auf andere Schafe drauf. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich erhebliche Mühe hatte, diesem Chaos Herr zu werden. Fazit: Ich bin definitiv keine gute Hirtin! Und, wie bereits erwähnt: Schafe haben ein ganz schön großes Zerstörungspotenzial!

Damit Schafe nicht alles abfressen, brauchen sie also einen Menschen, der auf sie achtet und sie dahin treibt, wo sie keinen Schaden anrichten. Und vor allem: Wo es ihnen gut geht. Dass ich für diesen Job nicht geeignet bin, wissen wir inzwischen.
Das lässt sich ganz wunderbar auf uns Menschen übertragen. Diverse Politikerinnen und Politiker versuchen, wie Hirten, die Menschen dahin zu treiben, oder zu locken, wo es ihnen angeblich gut geht. Deshalb sind sie aber leider noch lange keine guten Hirten wie man in Spanien sehen kann.

Spanien hatte gerade Parlamentswahlen. Letzten Sonntag war das.
Die rechtsradikale VOX Partei hat 10,3 % der Stimmen bekommen und damit 24 Sitze. Das ist alarmierend. 

Der Spiegel schreibt zur Vox Partei unter anderem:
„Vox verlangt das Ende der Autonomie für die Regionen und die Rückkehr zum Zentralstaat, dazu das Recht auf Waffenbesitz für alle Spanier. Sie macht Stimmung gegen gleichgeschlechtliche Ehen, gegen ein Gesetz zum Schutz von Frauen vor häuslicher Gewalt. Vox will Zehntausende Migranten aus Spanien deportieren lassen.“ (Quelle: https://www.spiegel.de/politik/ausland/spanien-parlamentswahl-alle-ergebnisse-in-der-uebersicht-a-1264484.html )

In Spanien gab es bisher keine einflussreichen rechtsradikalen Parteien. Das hat sich leider in letzter Zeit geändert. In Spanien sind einige Schafe auf Abwegen, weil sie dem falschen Hirten hinterherlaufen. Das kann großen Schaden verursachen. Hier wird nicht versucht, das Zerstörungspotenzial einer Herde einzudämmen, sondern es wird, wie ich finde, noch viel mehr Schaden angerichtet.
Und auch bei uns gibt es Hirten, die uns, den Schafen, versprechen, dass sie uns dahin bringen, wo die Wiesen grüner sind, wo es uns besser geht und wo wir viel Schaden anrichten können. Und es auch tun. Auch bei uns gibt es Schafe, die dem falschen Hirten hinterherlaufen.

Da finde ich es ganz, ganz wichtig, dass wir unseren Blick wieder auf den richtigen Hirten lenken. Den guten Hirten. Den einzigen Hirten!

Der einzig wahre Hirte ist Jesus Christus. Ihm müssen wir folgen, damit wir nicht auf Abwege geraten. Ihm müssen wir folgen, damit wir keinen Schaden anrichten. Und ihm müssen wir folgen, wenn wir wollen, dass es uns fut geht. Jesus Christus ist der Hirte, der er es ernst meint und der es gut mit uns meint.  Jesus Christus ist der Hirte, der sogar sein Leben aufs Spiel gesetzt hat für uns. 

Und da passt das Bild des Hirten sehr gut, denn damals, zur Zeit Jesu, setzten Hirten tatsächlich ihr Leben für die Herde aufs Spiel. Sie waren nicht nur dafür zustänsig, die Herde dahin zu führen, wo es Futter gab. Der Hirte war auch für die Sicherheit der Schafe verantwortlich. Dazu baute er für die Nacht eine Art Pferch für die Schafe. So ein Pferch bestand aus Büschen oder Ästen und Zweigen, manchmal auch Steinen. Der Pferch sorgte, dafür, dass die Schafe blieben, wo sie waren. Der Hirte legte sich dann in den Eingang zu diesem Pferch. Auf diese Weise mussten wilde Tiere wie etwa Wölfe erst an ihm vorbei, wenn sie die Schafe reißen wollten. Der Hirte wurde auf die Gefahr aufmerksam und konnte seine Schafe beschützen. Und ja: Er riskierte dabei auch sein eigenes Leben.

Im Grunde hat Christus nichts anderes gemacht. Er hat sich auch dem Tod entgegengestellt, damit wir leben können. Aber das ist nicht alles.
Dazu hat Jesus aber auch noch vorgelebt, wie es ist, wenn wir unserem Zerstörungspotenzial nicht nachgeben. Er hat vorgelebt, wie es ist, zu helfen, zu heilen und zu vergeben. Und das Beste ist: Jesus hat das nicht gemacht, weil es Kohle dafür gab oder weil er auf andere Art dafür bezahlt worden wäre. Er hat das nicht gemacht, weil für ihn etwas drin gewesen wäre. Er hat das gemacht, weil es einfach das Richtige war und weil es zu Gottes Heilsplan gehörte. Gott will schließlich, dass wir es gut haben: Im Leben und auch nach dem Tod.

Und was ich in diesem Zusammenhang ebenfalls sehr wichtig finde, ist die Tatsache, dass in der Herde von Jesus Christus ALLE Schafe willkommen sind! Wir alle sind in seiner Herde vereint, egal, aus welchem Stall wir kommen! Zu der Zeit, als das Evangelium aufgeschrieben wurde, waren damit natürlich diejenigen gemeint, die Christen werden wollten, vorher aber keine Juden waren. Heute schließt das alle Menschen mit ein: Egal, welche Hautfarbe sie haben, egal, welches Geschlecht sie haben, egal welches Alter sie haben, egal, welchen Beruf sie ausüben, egal, ob sie arm oder reich, gebildet oder ungebildet sind, egal ob sie sich schrill oder konservativ kleiden, egal ob sie dick oder dünn sind, egal ob sie evangelisch, katholisch oder freikirchlich sind! Wir alle gehören zu dieser Herde dazu. Und das ist verdammt cool, denn das macht aus uns eine ziemlich bunte und lebendige Herde. 

Und wenn wir einem Hirten nachlaufen wollen, dann kann das nur Jesus Christus sein, denn das macht uns wirklich zu besseren Menschen. Davon bin ich fest überzeugt. Und es führt dazu, dass wir unser Leben so leben, wie Gott sich das mal für uns ausgedacht hat.

Wir taufen heute in diesem Gottesdienst ein Kind. Ein Lämmchen kommt sozusagen zu unserer Herde dazu und wird seinem Hirten anvertraut: dem einzigen Hirten, dem guten Hirten. Und das ist gut so, denn damit ist dieses Kind nicht nur Teil einer großen Familie, die sich über den ganzen Planeten verteilt, sondern die Voraussetzungen sind sehr gut, dass es nicht auf Abwege gerät und möglicherweise falschen Hirten hinterherläuft in seinem Leben. Die Voraussetzungen sind sehr gut, dass dieses Kind jemanden hat, der sich der Gefahr entgegenstellt: Jesus Christus, der aber auch durch uns wirkt.
Die Voraussetzungen sind sehr gut, dass dieses Kind die richtige Richtung einschlägt in seinem Leben.
Zusammen mit uns.
Dem Hirten hinterher.

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