Auf Dienstreise mit leichtem Gepäck



Predigt am 21.07.2019 zu Matthäus 9, 35 - 10, 1.5-10

Ihr Lieben,
der Sommer ist zurück. Naja, so halb jedenfalls. Zumindest ist Ferienzeit und Ferienzeit bedeutet für viele auch Urlaubszeit und damit Reisezeit. Viele von euch werden einen Koffer oder zumindest eine Tasche gepackt haben für euren Urlaub hier auf Helgoland. Ich weiß nicht, ob es euch so geht wie mir, aber wenn ich packe, dann packe ich viel ein.

Dieses war meine Packliste für einen dreiwöchigen Korsika Urlaub im September:

Wanderausrüstung: 
Bergstiefel, Wandersocken, Berghose, Funktionsunterwäsche, Funktionsshirt, Fleecejacke, Regenjacke oder wärmere Wanderjacke, Regenhose, Biwaksack, Trillerpfeife (um ein Notsignal abgeben zu können), Tourenbuch, Taschenlampe, Erstehilfepäckchen, Sonnencreme, Sonnenbrille, Kopfbedeckung, evtl. GPS Empfänger, Wanderkarte, Halstuch oder Schal, Rucksack, Schweizer Offiziersmesser, Trinkflasche, Becher.

Für den Strand:
Badetuch, Badeanzug, Bikini, Badeschuhe, Behälter zur Aufbewahrung von Schlüsseln, Geld und Ausweis, Schnorchel, Maske, Flossen

Für's Geocaching: 
(GPS Empfänger - siehe oben!), Stift, Kompass, Notizbuch, Gegenstände zum Tauschen, Schnur, Haken

Kulturbeutel:
Shampoo, Spülung, Duschgel, Bodylotion, After Sun Lotion, Zahnpasta, Zahnbürste, Wattestäbchen, Gesichtsreinigung, Gesichtscreme, Nagelschere, Nagelpfeile, kleiner Spiegel, Reiseapotheke, Mückenspray, Desinfektionstücher, Wattepads, Zahnseide, Pinzette

Sonstige Kleidung:
Feste Schuhe, leichte Sommerschuhe, Badelatschen, leichte Socken, Unterwäsche, Schlafanzug, leichter Bademantel, Shorts, Top, T-Shirt, Bluse, Jeans, warmer Pullover, Sommerkleid, Halstuch, leichte Jacke

Papiere:
Ausweis, Führerschein, EC Karte, Kreditkarte, Bargeld, Tickets, Buchungsbestätigungen, wichtige Telefonnummern und Adressen

Verschiedenes: 
Handy, Fotoapparat, Ladekabel, Adapter, Reiseführer, Wanderführer, Handwaschpaste, Kopfkissen oder Nackenkissen, Musik in Form von iPod oder CDs, Reiselektüre, Handtasche, Spiele

Je nach Ausstattung der Unterkunft müssen eventuell noch Handtücher, Bettwäsche / Schlafsack und Geschirrtücher eingepackt werden.

Und dann brauche ich ja auch immer noch eine zusätzliche Reisebegleitung in Form eines Kuscheltiers. Der Fährmann, mein Teddybär, muss einfach mit!

Die Jünger Jesu müssen mit viel weniger Gepäck auskommen, wie wir vorhin gehört haben. Geld dürfen sie nicht mitnehmen, ein Untergewand dürfen sie nicht mitnehmen. Sie dürfen nichtmal Schuhe anziehen! 
Kleine Erklärung dazu: Damals war es durchaus üblich, dass in der näheren Umgebung des Zuhauses viel barfuß gelaufen wurde. Nur auf Reisen wurden Sandalen angezogen. Sandalen wie auch das Untergewand waren zwar keine Luxusgüter, aber noch mehr als das, was man dringend brauchte. Es war bequemer mit Sandalen und Untergewand, aber unbedingt gebraucht wurden sie nicht. Sie waren nicht lebensnotwendig.

Nun fahren die Jünger Jesu auch nicht in den Urlaub, sondern begeben sich sozusagen auf Dienstreise. Da braucht man sowieso nicht ganz so Gepäck wie im Urlaub.

Aber wenn ich ehrlich bin, dann habe ich im Vergleich dazu auch auf Dienstreisen ziemlich viel Gepäck dabei: Neben Wäsche zum Wechseln sind auch Schlafanzug, Badelatschen, Bademantel, Kulturbeutel, Handy und Tablet im Koffer. Wenn ich weiß, dass ich vielleicht Gelegenheit bekomme, Sport zu machen, dann habe ich auch Laufschuhe und entsprechende Kleidung dabei. Und: der Fährmann kommt natürlich ebenfalls mit, wenn ich auf Dienstreise gehe.

Verglichen mit dem, was die Jünger Jesu mitnehmen dürfen ist das auch noch ganz schön viel. Und ja, ich gebe zu, dass ich vieles mitnehme, weil ich es einfach bequem haben möchte. Ich möchte nach Möglichkeit auf nichts verzichten, was mir das Leben angenehm macht. Ich möchte mich auch auf Reisen wohlfühlen. Ich möchte ein kleines Stückchen Zuhause mitnehmen.

Jesus sagt aber: Wenn ihr mir nachfolgt und in meinem Namen auf Dienstreise geht, dann lasst das alles zuhause. Nehmt nur das allernötigste mit. Das sagt Jesus zu seinen Jüngeren damals, aber er sagt es auch zu uns. Denn wir heute werden genauso gebraucht, wie die 12 engsten Freunde von Jesus damals.
Gott braucht Arbeiterinnen und Arbeiter, die am Reich Gottes mitbauen. Gott braucht Leute, die das Evangelium verkünden in Wort und Tat. Heute genauso wie damals. 

Den Jüngern damals wurde gesagt: Verkündet, dass das Himmelreich sichtbar wird, macht Kranke gesund, Befreit Menschen vom Aussatz und treibt Dämonen aus! Kurz: Predigt UND handelt entsprechend!
Und dann sollen sie das alles auch noch ehrenamtlich tun, ohne etwas dafür zu bekommen: „als Geschenk sollt ihr es weitergeben“ heißt es im Matthäusevangelium.

Auch wir modernen Jünger und Jüngerinnen heute sind dazu aufgerufen, zu predigen und zu handeln. Auch wenn das ein bisschen anders aussieht als damals. Predigen übersetze ich hier mit: den Mund aufmachen, wenn irgendwo Unrecht passiert anstatt schweigend zuzusehen. Predigen kann auch bedeuten, dass wir von unserer Beziehung zu Gott erzählen oder von Erfahrungen, die wir in unserem Glauben gemacht haben. Aber da Worte allein nicht reichen, müssen auch Taten her. Wir können sogar Dämonen austreiben: Dämonen der Angst zum Beispiel, indem wir einem Menschen deutlich machen, dass er oder sie nicht allein ist, in dem was er / sie gerade durchmacht. Heilen können wir auch: zerbrochene Beziehungen zum Beispiel, indem wir auf andere zugehen oder in einem Streit vermitteln. Das mit dem Aussatz überlasse ich dann allerdings doch lieber den Ärztinnen und Ärzten.

Ich glaube, dass es da schon hilfreich ist, wenn wir dabei nicht von Dingen abgelenkt werden, die unser Leben bequem und angenehm machen sollen. Denn dann dreht sich alles nur darum, dass es MIR gut geht und dass ICH mich wohlfühle. Wenn ich aber dabei mithelfen soll, den Leuten zu zeigen, dass das Himmelreich sichtbar wird, dann muss ich mich voll und ganz darauf konzentrieren. Deshalb macht es schon Sinn, dass Jesus seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern klarmacht: Lasst den ganzen Ballast zurück. Und vor allem lasst auch eure Sorgen zurück. Es wird sich schon um euch gekümmert - körperlich wie seelisch. „Wer arbeitet hat ein Anrecht darauf, versorgt zu werden“, sagt Jesus.

Mich erinnert das übrigens ein bisschen an wandernde Gesellen: Sie arbeiten für Essen und Unterbringung und reisen mit superleichtem Gepäck. Sie haben nur das dabei, was sie an Kleidung tragen und was in ihren sogenannten Charlottenburger hineinpasst, also das, das in ein Tuch eingewickelt werden kann.

Von Gott ohne Gepäck und nur mit dem allernötigsten auf Dienstreise geschickt zu werden, macht für mich total viel Sinn, denn es macht deutlich, dass es hier nicht um mich geht, sondern, dass ich mich darauf konzentrieren soll, für andere da zu sein. Natürlich nicht, bis wir alle vor Erschöpfung umfallen. Aber, so sagt Jesus, es wird ja auch für unser Wohl gesorgt, weshalb wir uns keine Sorgen machen müssen.

Und was wir ebenfalls nicht vergessen dürfen, ist die Tatsache, dass wir als Christinnen und Christen IMMER auf Dienstreise in Gottes Auftrag sind. Auch wenn wir Ferien haben, auch wenn wir verreist sind. Auch im Urlaub gibt es vielleicht Menschen, die uns brauchen. Gott braucht uns in jedem Fall, denn auch das hat sich seit damals nicht geändert: „Hier ist eine große Ernte, aber es gibt nur wenige Erntearbeiter.“ Und deshalb müssen wir ran. Zwar ohne Gepäck und ohne Bezahlung, aber dafür für eine richtig gute Sache!

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