Wurde uns Ostern gestohlen?



Predigt am 12.04.2020 zu Markus 16, 1-8


Ihr Lieben,
ist von euch schonmal jemand beklaut worden?

Mir ist das mal über meine Kreditkarte passiert. Ich lebte damals noch in den USA und da ist irgendjemand irgendwie an meine Kreditkartennummer gekommen und hat damit für hunderte von Dollar bei iTunes Musik runtergeladen. Ich war unglaublich frustriert, weil ich zu der Zeit nur 1000 US Dollar im Monat als Einkommen hatte und davon Mann, Hund, und mich selbst versorgen musste. Inklusive Mietzahlungen, Krankenversicherung, Nebenkosten und was da eben alles so anfällt.

Ich habe das zum Glück ziemlich schnell gemerkt und gleich meine Kreditkarte sperren lassen. Aber ich war trotzdem um ein paar hundert Dollar ärmer. Und dann stehst du da und bist nur noch unglaublich frustriert! Das Schlimmste war, glaube ich, das Gefühl der Hilflosigkeit, der totalen Ohnmacht. Das Geld war weg und ich konnte nichts daran ändern. Ich konnte nur versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Und das habe ich getan. Das Leben war nicht zuende. Die Welt ging davon nicht unter. Ich musste halt sehr, sehr sparsam sein und irgendwie habe ich es hingekriegt, meine Rechnungen zu bezahlen und sogar noch ein bisschen was übrig zu haben für einen Kinobesuch oder einen Ausflug.
In diesem Fall war es „nur“ Geld. Wenn es um einen geliebten Menschen geht, dann ist das natürlich noch viel schlimmer.

Die drei Frauen, die am allersten Ostermorgen zum Grab kommen, sind auch bestohlen worden. Zumindest denken sie das. 
Maria kommt zusammen mit Salome und der Mutter von Jakobus (die auch Maria heißt) zum Grab, in dem man Jesus bestattet hatte. Dieses Grab sah übrigens etwas anders aus als unsere Gräber heute. Damals wurden die Toten oft in Felshöhlen bestattet. Deshalb konnten die Frauen auch das Grab betreten, als der Stein vor der Höhle weggerollt war.
Die drei wollten die Totensalbung vornehmen, wie uns die Bibel erzählt, aber da war niemand, den sie hätten salben können. Das Grab war leer. Und damit war es ihnen verwehrt, den Toten noch ein letztes Mal zu ehren. Das war der Sinn dieser Totensalbung. Nicht, wie man vielleicht denken könnte, das Einbalsamieren des Leichnams.

Die drei Frauen sind total erschrocken, weil sie wirklich denken, man habe den Leichnam von Jesus gestohlen. Sie müssen total fertig gewesen sein mit der Welt. Das ist ja noch viel schlimmer, als das bisschen Geld, das mir fehlte. Eigentlich waren die Frauen ja schon vorher bestohlen worden, denn der Tod hatte ihnen den geliebten Jesus weggenommen. Und um das Ganze noch schlimmer zu machen, war nun auch noch sein Leichnam weg! Wie gesagt: Damit hatten sie keine Chance mehr, Jesus noch ein letztes Mal Ehre entgegen zu bringen. Was mögen sie da empfunden haben? Ohnmacht? Trauer? Frust? Wut? Oder alles zusammen?

Die Situation ist übrigens für manche Hinterbliebene zurzeit nicht anders. Zwar stielt man ihnen nicht die Körper der Verstorbenen, aber man nimmt auch ihnen die Möglichkeit eines angemessenen Bestattungsritus. Den drei Frauen damals wurde es verwehrt, Jesus ein letztes Mal zu salben. Uns ist im Moment die Trauerfeier verwehrt und auch die Bestattung ist auf das Allernötigste reduziert. Menschen, die in diesen Zeiten einen geliebten Menschen an den Tod verlieren, werden auch doppelt bestohlen.
Die drei Frauen hatten dann aber doch etwas mehr Glück. Ein junger Mann in einem weißen Gewand teilte ihnen mit, dass sie gar nicht bestohlen worden waren. Wir vermuten, dass es sich bei dem jungen Mann um einen Engel handelte, einen Boten Gottes. Der erklärte den Frauen: Nein, kein Diebstahl, sondern Auferstehung! Jesus ist noch da, er ist euch bloß schon nach Galiläa vorausgegangen, wo ihr ihn selbst sehen werdet.

Am Ende haben Maria, Salome und Maria ihren Jesus wiederbekommen. Jedenfalls fürs erste. 
Der Tod ist also nicht das Ende, sondern das Leben geht weiter - für Jesus sowieso und für die Frauen am Grab auch. Allerdings brauchen sie noch etwas Zeit, um sich nach dem Schock wieder zu fangen. Erstmal haben sie solche Angst, dass sie niemandem etwas sagen.

Die Botschaft von der Auferstehung Jesu ist deshalb so wichtig, weil Jesus ja nur der erste war. Bei dieser einen Auferstehung sollte es nicht bleiben, sondern wir Menschen dürfen seinem Beispiel folgen. Das heißt: Der Tod stielt uns am Ende zwar das irdische Leben, aber wir bekommen ein neues, ein himmlisches Leben geschenkt. Das gibt ganz viel Hoffnung. Für viele von uns bezieht sich diese Hoffnung allerdings auf etwas, das noch in der Zukunft liegt – auch wenn durch Corona Krise dieses Thema sehr viel näher gerückt ist. Krankheit, Sterben und Tod sind nicht mehr ganz so weit weg wie vor ein paar Monaten noch.

Es gibt aber auch Dinge, die uns jetzt schon gestohlen worden sind – gerade durch das Cornavirus. Das Abschiednehmen von unseren Verstorbenen hatte ich ja schon erwähnt. 
Wir denken, dass wir bestohlen worden sind, so wie die drei Frauen dachten, dass Jesus ihnen gestohlen worden war, als sie zum Grab kamen und feststellten: Das Grab ist leer.
Heute kommen Menschen zur Kirche und stellen fest: Die Kirche ist leer. An vielen Orten, so wie bei uns, ist die Kirche sogar verschlossen. Man kommt gar nicht rein. Und das am Ostersonntag! Man könnte das Gefühl haben: Corona hat uns Ostern gestohlen.

Aber: Corona kann uns Ostern gar nicht stehlen! Es mögen in den Kirchen vielleicht keine Gottesdienste stattfinden, zumindest nicht mit einer großen Menschenmenge. Aber Ostern findet auch in Coronazeiten statt. Die Hoffnung, die in der Osterbotschaft liegt, ist einfach nicht totzukriegen. Ostern kann uns nicht gestohlen werden! 

Ostern findet statt für die, die sterben mussten. Ostern findet statt für die, die sterben werden. Ostern findet statt für die, die zurückbleiben und nicht Abschied nehmen können. Ostern findet für uns alle statt. Einerseits durch die Hoffnung, auf die Auferstehung vom Tod zum ewigen Leben. Diese Hoffnung macht uns die Bibel mit ihren Ostertexten.

Aber Ostern findet auch auf andere Weise statt: wenn wir unsere Ängste überwinden zum Beispiel und zum Vertrauen auferstehen, dass sich alles zum Guten wenden wird. Ostern findet auch statt, wenn wir aus Intoleranz auferstehen hin zur Annahme. Ostern findet statt, wo auch immer wir auferstehen aus der Ich-Bezogenheit hin zur Fürsorge. Ostern findet statt, wenn wir auferstehen aus der Einsamkeit hin zur Gemeinschaft. Was wir im Moment ja immer wieder tun, indem wir einfach andere Formen von Gemeinschaft leben. Heute ist also mindestens genauso viel Ostern wie in den vergangenen Jahren auch!

Mein Geld habe ich damals nicht wiederbekommen, aber ich war in der Lage, den Diebstahl zu überwinden und weiter zu machen. Die Frauen am Grab waren zwar bestohlen worden, dadurch dass der Tod ihnen den geliebten Jesus genommen hatte, aber er war ihnen zurückgegeben worden. 
Auch sie waren in der Lage, zu überwinden und weiter zu machen. Uns heute mag das Corona Virus vielleicht die physischen Kontaktmöglichkeiten gestohlen haben, aber nicht die Gemeinschaft und die Liebe. Außerdem bin ich mir sicher, dass uns ganz viel von dem, was uns in dieser Zeit genommen wird, wieder zurückgegeben werden kann. Ja, auch der Abschied von unseren Verstorbenen, denn Trauerfeiern kann man nachholen. Ich bin sogar überzeugt, dass wir mit einem neuen Leben beschenkt werden, weil da eben ganz viel ist, aus dem wir auferstehen. 

Nichts kann verhindern, das Ostern passiert - immer und immer wieder!

Osterlachen
Die schöne Tradition des Osterlachens geht bis auf das 14. Jahrhundert zurück, ist aber heute leider fast in Vergessenheit geraten. 
Mit dem Osterlachen hat es folgendes auf sich: Der Pastor oder die Pastorin erzählt im Ostergottesdienst lustige Geschichten oder Witze, um die Gemeinde zum Lachen zu bringen. Die Gottesdienstbesucher sollen so die Freude über die Auferstehung nachempfinden. Außerdem wird sich damit über den Teufel lustig gemacht, dem durch Ostern die Macht genommen ist.

Hier nun also ein paar Witze, die bei euch hoffentlich das Osterlachen rauskitzeln:


Fritzchen hat sich die Hand aufgerissen. Seine Mutter tröstet ihn: "Der liebe Gott heilt das ganz schnell."
Da meint Fritzchen: "Muss ich rauf, oder kommt er runter?"
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Als Gott die Erde erschuf, sagte er: "Einen perfekten Menschen findet man ja auch an jeder Ecke."
Und dann machte er die Erde rund!
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Der Oberrabbiner von Jerusalem ist auf Dienstreise in England. An einem Morgen wacht er sehr früh auf. Es ist Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag, an dem außer Beten und Fasten alles verboten ist. Er tritt auf den Balkon seines Hotels und blickt direkt auf den Golfplatz. Er denkt sich: "So früh am Morgen wird mich keiner entdecken!" Er holt also seine Golfausrüstung und geht zum Abschlag des ersten Lochs.

Oben im Himmel sagt Petrus zu Gott: "Siehst Du, was der Oberrabbiner von Jerusalem am Jom-Kippur macht? Willst Du ihn dafür nicht bestrafen?" Gott nickt.

Der Oberrabbiner schlägt ab und trifft das Loch mit dem ersten Schlag: ein "Hole-in-one", das allergrößte und allerseltenste Ereignis für einen Golfer.

Petrus: "Das verstehe ich nicht. Du wolltest ihn doch bestrafen?!"

Gott: "Das habe ich doch! Wem kann er das jetzt erzählen?"
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Kommt ein Häschen in eine Bäckerei und fragt: "Haddu Möhrchen?" "Nein, habe ich nicht!", antwortet der Bäcker. Kommt am nächsten Tag das Häschen wieder und fragt wieder: "Haddu Möhrchen?" Der Bäcker antwortet: "Nein habe ich immer noch nicht!" Das geht sechs Tage so. Kommt am siebten Tag das Häschen und fragt wieder: "Haddu Möhrchen?" Jetzt ist der Bäcker richtig genervt: "Nein habe ich immer noch nicht! Und wenn du morgen nochmal kommst und fragst, ob ich Möhrchen habe, dann hänge ich dich an der Wand auf!“ Kommt das Häschen am nächsten Tag wieder und fragt: "Haddu Möhrchen?". Da reicht es dem Bäcker endgültig: Er nimmt das Häschen und hängt es an die Wand. Das Häschen hängt nun so an der Wand und schaut sich um. Da entdeckt es neben sich ein Kruzifix und fragt den Jesus am Kreuz: "Wolltest du auch Möhrchen haben?"

In diesem Sinne euch allen frohe und gesegnete Ostern!

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