Team Gott


Predigt am 19.07.2020 zu 5. Mose 7, 6-12


 

Ihr Lieben,

 

ich habe mal bei meinen Konfis ein bisschen Recherche betrieben, was das Zusammenstellen von Mannschaften im Schulsport angeht. 

Ich wollte wissen, wie das gemacht wird: 

Bestimmt die Lehrkraft, wer in welche Mannschaft kommt?

Oder wird ausgelost?

Oder werden zwei Mannschaftskapitäne bestimmt, die dann immer im Wechsel ihre Mitspielerinnen und Mitspieler aussuchen?

 

Ich habe erfahren, dass alle drei Methoden angewendet werden.

Das hat mich ein bisschen überrascht, denn ich hatte damit gerechnet, dass man heute die Schülerinnen und Schüler nicht mehr selber aussuchen lässt, weil: pädagogisch nicht wertvoll.

 

Der Vorteil ist zwar, dass die Chancen gut stehen, zwei etwa gleichstarke Mannschaften zu bekommen, in denen das Verhältnis von starken und schwachen Spielerinnen und Spielern ausgewogen ist. Der Nachteil ist, dass es eine echte Demütigung für die sein kann, die erst ganz zum Schluss gewählt werden. Die wissen nämlich ganz genau, dass sie eigentlich keiner haben will.

 

Wobei meine Recherche ergeben hat, dass nicht diejenigen zuerst gewählt werden, die gut in der betreffenden Sportart sind, sondern es geht nach Sympathie. Freundinnen und Freunde werden zuerst genommen.

 

Ich kenne dieses Prozedere übrigens sehr gut aus meiner eigenen Schulzeit und habe beides mitgemacht: 

Wenn Basketball dran war, dann war ich immer eine der ersten, die in eine Mannschaft gewählt wurde, weil ich eine ziemlich gute Trefferquote hatte. Ging es um Volleyball, dann bin ich auch schon die allerletzte gewesen, die da noch auf der Bank saß, weil alle wussten, dass ich keine Angabe über das Netz kriege. Wir sehen: In unserer Klasse wurde damals überwiegend nach Können ausgewählt. Und lasst euch sagen: Es fühlt sich total beschissen an, wenn du da als letztes noch auf der Bank sitzt und weiß, dass die eine Mannschaft dich nehmen muss, obwohl sie es gar nicht will, weil einfach niemand anderes mehr da ist.

 

Fazit: Die Leute werden oft nach Sympathie ausgewählt, aber wenn du als Kapitän mit deiner Mannschaft gewinnen willst, dann kommst du nicht drum rum, dir gute Leute ins Team zu holen.

 

Gott holt sich auch Leute ins Team. Und Gott kann es sich eigentlich nicht leisten, nach Sympathie zu gehen. Gott braucht Leute, die richtig was können, denn hier geht es nicht um ein Freundschaftsspiel, sondern um den Kampf „Gut gegen Böse“.

 

Und trotzdem geht Gott anders vor, als wir es tun würden. 

Wir müssen nicht erst bewiesen haben, dass wir Leistung bringen können. Wir müssen uns auch nicht abmühen, um bei Gott einen besonders guten Eindruck zu hinterlassen. Den Sympathie-Bonus haben wir doch sowieso schon, einfach weil wir Gottes Kinder sind. Wir sind von Gott in jedem Fall geliebt. Da ist niemand, der oder die bis zum Schluss auf der Bank sitzen bleibt, weil er oder sie gar nicht im Team gewollt ist. Wir sind alle auf gleiche Weise gewollt! Und zwar so wie wir sind. Vorbehaltlos.

 

Das bedeutet: Wir müssen auch nicht die supertollen Spielerinnen und Spieler sein, um von Gott erwählt zu werden. Denn Gott macht aus uns schon richtig gute Spielerinnen und Spieler - wenn wir es denn zulassen.

Ich betone das immer wieder gerne: 

Gott beruft nicht die Qualifizierten. Gott qualifiziert die Berufenen.

Gott erwählt nicht die Fähigen, sondern befähigt die Erwählten!

 

Das bedeutet es von Gott erwählt zu sein. Das bedeutet es, zu Gottes heiligem Volk zu gehören. Das bedeutet es, Gottes Eigentum zu sein.

 

Jemandes Eigentum zu sein, klingt ja erstmal nicht so klasse. Mir kommen da Sachen in den Sinn wie Sklaverei, keine eigene Meinung haben dürfen und keinen eigenen Willen. Ich bin nicht selbstbestimmt, sondern fremdbestimmt. Mir fallen die Zeiten ein, in denen die Frau Eigentum des Mannes war und keine Rechte hatte. Zuerst bestimmte der Vater über sie und später wurde sie Eigentum des Ehemannes und dann bestimmte der über das Leben seiner Frau. Was übrigens darin Ausdruck fand, dass bei der Trauung der Vater die Tochter zum Altar führte und dort dem Ehemann übergab. Das war Ausdruck dafür, dass sich die Besitzverhältnisse(!) änderten. Eigentum zu sein widerspricht dem Freiheitsgedanken.

 

Bei Gott ist das aber zum Glück anders. Gott geht pfleglich mit seinem oder ihrem Eigentum um und lässt uns immer noch unsere Freiheit. Wir können selbst entscheiden, ob wir bei Gott bleiben, oder unseren Weg ohne Gott gehen wollen. Wir können selbst entscheiden, ob wir die Wahl / die Erwählung auch annehmen.

 

Wenn wir die Wahl annehmen, dann hat das allerdings Konsequenzen. 

Es ist zwar schön, dass ich mich Gott gegenüber nicht immer und immer wieder beweisen muss, sondern einfach so angenommen bin, wie ich bin. Aber wenn ich akzeptiere, dass ich zu Gottes heiligem Volk gehöre, dann kommt damit auch Verantwortung ins Spiel.

 

Ich hatte ja schon erwähnt, dass es hier nicht um ein Freundschaftsspiel geht, sondern um den Kampf Gut gegen Böse. Und wir, die Guten, wollen den Kampf doch gewinnen!

 

Eine Möglichkeit, unserer Verantwortung gerecht zu werden, ist, Gottes Beispiel zu folgen und andere Menschen auch so anzunehmen wie sind, ohne dass sie sich erst beweisen müssen. Das wäre schonmal ein guter Anfang.

 

Und dann können wir natürlich versuchen, Gottes Gebote zu halten, die da sind: Gott lieben und unsere Nächsten lieben, indem wir es Jesus nachmachen, der auf die Menschen zugegangen ist, ihnen vergeben hat, sie aufgerichtet hat, sie geheilt hat.

 

Zu Gottes heiligem Volk zu gehören, kann auch bedeuten, dass wir unsere eigenen Interessen mal zurückstellen zum Wohle eines anderen Menschen oder sogar zum Wohle der Gemeinschaft. Ja, viele Regeln und Gebote nerven, gehen mir auf den Senkel, machen mein Leben unbequem. Und trotzdem bin ich dazu aufgerufen, sie zu befolgen, weil es anderen hilft, weil es andere schützt, weil es andere rettet.

 

Das ist ja beim Sport nicht anders. Wenn ich gerne Volleyball spiele und in eine Mannschaft gewählt werde, dann ist es nicht nur klasse, Teil der Mannschaft zu sein. Ich habe auch eine Aufgabe: Nämlich Volleyball zu spielen und alles zu geben, damit meine Mannschaft gewinnt. 

Ich selber mag nicht in der Lage sein, bei der Angabe den Ball übers Netz zu bringen. Dafür schafft es dann aber jemand anderes im Team. Dafür bin ich dann aber vielleicht richtig gut im Schmettern und kann für mein Team die Punkte machen.

 

Auch im "Team Gott" geht es ums Gewinnen: Gegen den Egoismus, gegen die Ausbeutung, gegen die Ungerechtigkeit, gegen Streit, Hass, Gewalt und Krieg, gegen das Böse. Auch im Team Gott geht es darum Verantwortung zu übernehmen, damit wir unser Ziel erreichen, nämlich das Böse in der Welt zu besiegen. Und auch im "Team Gott" geht es darum, das GEMEINSAM zu tun und indem wir uns unserer Stärken und Schwächen bewusst sind. Denn nur so können wir Schwächen ausgleichen und Stärken nutzen.

 

Und genauso wie im weltlichen Mannschaftssport kann das eine anstrengende Angelegenheit werden. Das wird uns eine Menge Schweiß und Tränen kosten, denn was wir vorhaben, ist harte Arbeit. Aber wir schaffen das, denn wir gehören zum besten Team der Welt. Wir sind die Elite. Wir sind Gottes heiliges Volk!


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