Gottes Wort: glaubwürdig?

 


Predigt am 31.01.2021 zu 2. Petrus 1, 16-21

 


 

Ihr Lieben,

 

wenn Angela Merkel in einer Pressekonferenz erklärt: „Wir werden die Pandemie in den Griff bekommen“ dann würden ihr das schon eine Menge Leute glauben, denke ich.

Jetzt stellt euch aber mal vor, meine Mutter würde sich hinstellen und behaupten: Wir werden die Pandemie in den Griff bekommen! 

Das würden nicht mehr so viele Leute glauben. Davon bin ich überzeugt.

Selbst dann nicht, wenn sie vorher von einer ganzen Expertenrunde beraten worden wäre. Das liegt daran, dass meine Mutter nunmal „nur“ meine Mutter ist und nicht Bundeskanzlerin. (Weshalb man sie auch gar nicht erst zu einer Pressekonferenz einladen würde, davon mal ab.)

 

Wenn der Virologe Christian Drosten sagt „Das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung und das Abstandhalten verringert die Gefahr einer Ansteckung mit Covid 19“, würden wir ihm vermutlich eher glauben, als wenn mein Hausarzt dieselbe Aussage tätigt.

 

Von wem eine Aussage gemacht wird, hat großen Einfluss darauf, ob wir diese Aussage für wahr halten. Gerade beim Maskentragen und beim Abstandhalten ist es ja inzwischen erwiesen, dass es die Ansteckungsrate verringert. Und trotzdem ist es für uns unglaublich wichtig, von wem wir die Information bekommen.

 

Wir Menschen sind so gepolt, dass wir erstmal das glauben, was bekannte Persönlichkeiten von sich geben. Das beste Beispiel dafür haben wir in Donald Trump. Was er sagte, wurde von vielen für die Wahrheit gehalten, weil er ja der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika war. Nur dass seine Aussagen ganz oft NICHT der Wahrheit entsprachen.

 

Da ist es dann auch nicht verwunderlich, dass der Verfasser des zweiten Petrusbriefes so tut, als sei er Petrus selbst, damit seine Aussagen ernst genommen werden, damit sie mehr Gewicht bekommen. 

Man weiß, dass dieser Brief nicht von Petrus selbst geschrieben wurde, unter anderem weil hier Inhalte des Judasbriefes aufgenommen wurden, der erst sehr viel später verfasst wurde.

Wobei es natürlich schon schwierig ist, dass da jemand vor Irrlehrern warnen will und dazu behauptet, jemand zu sein, der er gar nicht ist. 

 

Im Grunde kommt es aber gar nicht darauf an, WER die Aussagen macht, die da im zweiten Petrusbrief stehen. Es kommt darauf an, dass sie Gottes Wort sind. Und damit sind sie wahr. Egal, wer sie sagt. Oder schreibt.

 

Das, was da steht, muss also nicht von Petrus geschrieben worden sein, um Gottes Wort zu sein. Es muss auch nicht von einer Pastorin vorgelesen werden, um Gottes Wort zu sein.

 

Das, was wir da lesen oder hören ist übrigens genauso Gottes Wort wie das hier: „Wir haben erkannt, dass Gott uns liebt, und haben diese Liebe im Glauben angenommen. Gott ist Liebe.“ Steht in der Bibel und ist die Wahrheit. Wer es nachlesen möchte, findet diesen Satz im 1. Johannesbrief, Kapitel 4, Vers 16.

 

Jetzt lässt sich natürlich ganz schnell mal behaupten: Das ist Gottes Wort und deshalb ist es wahr. 

Die Frage ist aber: Können wir glauben, dass Gott die Liebe ist? Was bringt uns dazu, das zu glauben? Oder nicht zu glauben - je nachdem.

 

Die Bibel sagt, dass Gott die Liebe ist. Wenn man allerdings die Bibel einmal komplett durchliest, dann könnte man schon einen anderen ganz Eindruck bekommen. Da steht auch ganz viel von einem fordernden, richtenden, strafenden, Krieg führenden, vergeltenden Gott. Da gibt es so einiges in der Bibel, das nicht gerade nach Liebe klingt. Wer sagt uns dann, ob das die Wahrheit ist, was da steht? Was ja die Voraussetzung dafür ist, dass es Gottes Wort ist. Wenn etwas nicht wahr ist, dann ist es auch nicht Gottes Wort.

 

In die biblischen Texte ist natürlich ganz viel von der jeweiligen Zeit und Kultur eingeflossen, in der sie entstanden sind. Es gibt diverse Sichtweisen, die sich inzwischen auch verändert haben. Die Texte der Bibel sind nicht automatisch für jede und jeden von uns Gottes Wort. Es gibt einfach Dinge, die damals, als die Texte entstanden sind, für die Menschen wahr waren, es heute für uns aber nicht mehr sein können. Die Aussage von Paulus zum Beispiel, dass die Frau in der Gemeinde zu schweigen hat. Das ist keine Wahrheit, tut mir leid.

 

Oder nehmen wir Isaaks Opferung: Abraham soll seinen Sohn Isaak umbringen, um Gott so zu beweisen, dass er Gott treu ergeben ist. Ich selbst glaube, dass ein Gott, der oder die die Liebe ist, so etwas NIE von einem Menschen, einem seiner geliebten Kinder, verlangen würde. Deshalb kann ich auch nicht viel mit diesem Text anfangen. 

 

Eigentlich warte ich immer noch drauf, dass Gott mir endlich mal klarmacht, was es mit diesem Text auf sich hat und was nun genau die Wahrheit ist, die darin steckt. 

 

Trotz dieser vielen Unebenheiten glaube ich aber durchaus, dass die Bibel Gottes Wort enthält. Ganz viel davon! 

Die Bibel berichtet ja von Erfahrungen, die Menschen in ihrem Glauben und mit Gott gemacht haben. Und ich bin mir sicher, dass ein Teil von Gott dafür gesorgt hat, dass diese Menschen das weitergeben - erst mündlich, dann schriftlich. Ich meine den Teil von Gott, den wir als Heiligen Geist bezeichnen.

 

Der Heilige Geist ist die Autorität, die wir brauchen. Der sagt uns, ob etwas wahr ist und ob das, was wir da lesen oder hören, Gottes Wort ist. Und der bringt uns auch dazu, das weiterzugeben. Der macht uns zu Überbringerinnen und Überbringern von Gottes Wort.

 

Der Autor des zweiten Petrusbriefes hat das selbst so schön geschrieben:

Denn kein Prophetenwort wurde jemals verkündet, weil ein Mensch es so gewollt hatte. Sondern es erging durch Menschen, die von Gottes Geist ergriffen waren und in seinem Auftrag redeten.

 

Wir sehen also, dass die Persönlichkeit, die Autorität, die hier zählt, der Heilige Geist ist. Niemand sonst. Und dieser Geist Gottes kann JEDEM Menschen ein Gefühl dafür geben, was die Wahrheit in Bezug auf Gott ist. Dieser Heilige Geist kann JEDEM Menschen das Wissen ins Herz legen, dass Gott die Liebe ist. Womit meine Mutter dann genauso qualifiziert wäre wie unsere Landesbischöfin. Qualifiziert, die Wahrheit zu erkennen und auch qualifiziert, diese weiterzuerzählen.

 

Wenn wir das verinnerlicht haben, dann entfaltet sich das, was unser unbekannter Autor im zweiten Petrusbrief über das Wort Gottes schreibt:

 

 

„Denn dieses Wort ist wie ein Licht,

das an einem dunklen Ort brennt –

solange bis der Tag anbricht

und der Morgenstern in eurem Herzen aufgeht.“

 

Lasst uns also die Welt zum Leuchten bringen.




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Team Welt

Whistleblower

Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen