Füße waschen!

 


Predigt am 01.04.2021 zu Johannes 13, 1-17

 


 

Ihr Lieben,

sind eure Füße gewaschen?

 

Und: Wie geht es euren Füßen jetzt? Sind sie müde und tun vielleicht ein bisschen weh, weil ihr den ganzen Tag drauf rumgelaufen seid?

Sie sie verschwitzt, weil die Socken doch zu dick sind oder die Schuhe nicht atmungsaktiv? Wieviel Strecke mussten eure Füße heute schon zurücklegen?

 

Unsere Füße werden über den Tag ordentlich beansprucht. Da ist es schön, wenn sie von uns ein bisschen gepflegt werden. Nicht nur, um sie sauberzumachen, sondern auch, um ihnen etwas Gutes zu tun.

 

Eigentlich ist es bei uns heute gar nicht unbedingt nötig, die Füße so oft zu waschen. Vor den Mahlzeiten zum Beispiel. Da waschen wir die Hände, aber nicht die Füße. Meistens stecken die Füße ja in Socken oder Strümpfen und in geschlossenen Schuhen.

Es ist ja nicht so, dass wir wie die Leute zu Jesus‘ Zeiten barfuß in Sandalen auf staubigen Wegen herumlaufen. Oder sogar ganz barfuß. Wenn man das macht, hat man ganz schnell dreckige Füße.

 

Was mich an meine Kindheit erinnert: Da bin ich im Sommer total viel und total gerne barfuß gelaufen. War abends nochmal im See baden und bin dann trotzdem mit dreckigen Füßen ins Bett, weil ich barfuß nach Hause gegangen bin. Es fühlte sich einfach so toll an, weil der Asphalt noch ganz viel Wärme abstrahlte.

Ich bin mit dreckigen Füßen ins Bett, weil mir niemand vor dem Schlafengehen die Füße gewaschen hat. Warum auch? Ich war ja durchaus in der Lage, das selbst zu machen. Aber ich war oft zu faul dazu, und, naja, ihr kennt den Rest.

 

Die Jünger von Jesus hatten es da besser. Die mussten vor dem Abendessen ihre Füße nicht selbst waschen. Das hat Jesus für sie übernommen.

Und die Tatsache, dass Jesus seinen Jüngern die Füße wäscht, ist Ausdruck allerhöchster Wertschätzung.

Normalerweise übernimmt das nämlich ein Diener. Jesus, der Rabbi, der Lehrer, der Herr, macht sich selbst zum Diener.

 

Natürlich will er damit schon auf das hinweisen, was noch kommt: Durch seinen Tod am Kreuz wird er zum Diener für die ganze Menschheit. Jesus macht alle von uns wieder rein, die durch Sünde verdreckt sind. Also dadurch, dass wir uns von Gott und damit von der Liebe abgewendet haben.

 

Ich glaube Petrus hat da schon so eine Idee, worum es beim Waschen tatsächlich geht, denn er sagt ja: Dann wasche mir nicht nur die Füße, sondern auch die Hände und den Kopf.

Was Jesus aber ablehnt mit dem Hinweis, dass Petrus ja schon vorher gebadet hat. 

 

Das war übrigens üblich damals:

Wer zu einem Festmahl eingeladen war, hatte in der Regel vorher schon gebadet. Aber auf dem Weg dorthin wurden die Füße wieder staubig, die ja, wie bereits erwähnt, barfuß in Sandalen steckten. Die mussten vor dem Abendessen dann natürlich nochmal gewaschen werden. Vor allem, weil ja auf dem Fußboden liegend gegessen wurde und damit niemand die dreckigen Füße unter dem Tisch verstecken konnte.

Es war einfach ein Zeichen guter Gastfreundschaft, wenn einem vor dem Essen nochmal die Füße gewaschen wurden.

 

Also: Jesus bringt seinen Jüngern allerhöchste Wertschätzung entgegen, indem er sich selbst zum Diener macht und er bringt allen Menschen höchste Wertschätzung entgegen, weil er sich auch für uns zum Diener macht, dadurch, dass er die Strafe auf sich nimmt, die eigentlich für uns bestimmt war.

 

Das soll uns sagen, wie unglaublich wichtig wir Gott sind! Ich weiß, wir werden eigentlich ja immer wieder darauf gestoßen, was wir alles falsch machen, wenn es darum geht, Gottes Liebe weiterzugeben. Wir werden ständig darauf gestoßen, was wir alles nicht hinbekommen und was wir doch für Sünderinnen und Sünder sind. Aber diese Geste des Füße Waschens soll uns sagen, dass wir von Gott unfassbar viel Wertschätzung bekommen, weil wir Gottes Kinder sind.

 

Damit ist jetzt aber noch nicht Schluss. Diese Bibelgeschichte ist nicht nur dazu da, um uns zu zeigen, wie wichtig wir Gott sind.

Jesus hat auch einen Auftrag für seine Nachfolgerinnen und Nachfolger - für die 12 damals und für alle, die danach kamen und noch kommen:

 

„Also sollt auch ihr einander die Füße waschen“, sagt Jesus.

 

Das bedeutet, dass wir Menschen uns auch gegenseitig dienen sollen, dass wir uns gegenseitig in höchstem Maße wertschätzen sollen.

 

Von einem solchen Zeichen der Wertschätzung hat mein damaliger Bischof in den USA mal erzählt:

 

Er war als Teil einer Abordnung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Amerika in ein Reservat eines Stammes der amerikanischen Ureinwohner eingeladen gewesen. In einer Rede an die Bewohnerinnen und Bewohner des Reservates sagte er, dass nie wieder gut zu machen sei, was die Weißen den Native Americans angetan hätten. Keine Entschuldigung würde ausreichen, um überhaupt Versöhnung auf den Weg zu bringen. Er sagte, er wisse gar nicht, was er tun könne, um zu helfen, das Leid und das Unrecht zu verarbeiten. Dann ließ er sich ganz spontan ein Handtuch und eine Schüssel mit Wasser bringen und fing an den Bewohnerinnen und Bewohnern des Reservates die Füße zu waschen.

 

Wenn ihr eine Idee von der Bedeutung dieser Geste haben wollt, dann denkt an den Kniefall Willy Brandt 1970 in Warschau. Das fällt etwa in dieselbe Kategorie.

 

„Also sollt auch ihr einander die Füße waschen“, sagt Jesus.

Also sollen auch wir uns gegenseitig wertschätzen.

 

Das können wir tatsächlich dadurch tun, dass wir uns gegenseitig die Füße waschen. Probiert das zu Hause einfach mal aus, mit dem Partner / der Partnerin, mit einem Mitglied der Familie, mit einem Freund oder einer Freundin. Tut euch gegenseitig etwas Gutes. Oder wascht euch selbst mal mit viel Liebe und Hingabe die Füße. Uns selbst können und dürfen wir auch Wertschätzung entgegenbringen. 

  

Und dann können wir unseren Mitmenschen natürlich auch im übertragenen Sinn die Füße waschen: Indem wir ihnen generell mit viel Liebe und viel Achtung begegnen.

 

Traut euch! Anderen die Füße zu waschen ist gar nicht so schlimm. Egal in welcher Form. 

 

 

 

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