Liebe sucht sich ihren Weg



Predigt zu Lukas 19, 37-40


 

Ihr Lieben,

 

die meisten von uns wissen: Wasser sucht sich seinen Weg.

 

Wasser kann im Grunde durch nichts wirklich aufgehalten werden. Wir Menschen versuchen zwar immer wieder, es durch Dämme aufzustauen oder durch Kanäle in bestimmte Bahnen zu lenken, aber Dämme brechen und Wasser sucht sich am Ende doch immer eigene Wege.

 

Ein stetiges Tropfen zum Beispiel ist in der Lage, eine Mulde in einen Stein zu graben. Deshalb auch der schöne Spruch: Steter Tropfen höhlt den Stein. Der natürlich nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinn gemeint sein kann, wenn es darum geht, eine bestimmte Sache immer und immer wieder zu tun, bis sich Erfolg einstellt. Wenn ich zum Beispiel mit meinen Konfis immer wieder nach jeder Konfirmandenstunde das Vaterunser lese, dann können sie es spätestens nach einem halben Jahr auswendig.

 

Wie Tropfen in ganz großen Dimensionen Steine höhlen, zeigt der Grand Canyon: An einigen Stellen war das Wasser in der Lage, sich bis zu 1800 Meter tief in die Erde zu graben bzw. in den Felsen. Felsen können den Colorado River nicht davon abhalten, seinen Weg bis zum Golf von Kalifornien zu machen.

Auch Dürre und wir Menschen können den Fluss nicht davon abhalten, sein Ziel zu erreichen.

 

Eine Online Enzyklopädie berichtet dazu: 

„Den Golf von Kalifornien erreicht der Colorado River längst nicht mehr ganzjährig an der Oberfläche. Da oberhalb des Mündungsbereichs sehr viel Wasser zu Bewässerungszwecken entnommen wird, führt die Verdunstung im Wüstenklima dazu, dass die geringen verbliebenen Wassermengen im sandigen Boden versickern und nur noch unterirdisch dem Golf zufließen. (Quelle: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Colorado_River )

 

Aber sie fließen! Wenn es also oben nicht weitergeht, dann eben unterirdisch. Wie gesagt: Wasser sucht sich seinen Weg.

 

Nicht anders ist es mit der christlichen Botschaft von Liebe und Frieden, oder auch mit Dank oder Lob an Gott. Man kann Menschen verbieten, diese Dinge zu verbreiten, aber am Ende sucht sich die Liebe Gottes ihren Weg, sucht sich der Frieden seinen Weg und suchen sich auch Lob und Dank ihre Wege.

 

Nicht umsonst sagt Jesus über seine Jüngerinnen und Jünger:

„Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“ (Lk. 19, 40) Die Christliche Botschaft sucht sich ihren Weg. Im Notfall auch durch Steine, wenn den Menschen, die Jesus nachfolgen, der Mund verboten wird.

 

Uns ist ja im Moment auch ein bisschen der Mund verboten. Es ist uns nämlich immer noch nicht erlaubt, als Gemeinde im Gottesdienst zu singen. Dabei ist Gesang ein wunderbares Mittel, um zum Frieden aufzurufen, um die Nachricht zu verbreiten, dass wir geliebt sind, oder um Gott für alles zu danken, womit sie uns beschenkt und Gott dafür zu loben.

 

So, jetzt dürfen wir zwar als Gemeinde nicht singen, aber trotzdem suchen sich Liebe, Frieden, Lob und Dank ihren Weg: auf unserer Insel, in unserem Land, in unserer Gesellschaft, ja sogar in der ganzen Welt. Nur eben auf andere Weise. Das fließt sozusagen unterirdisch weiter. Das Evangelium lässt sich nicht aufhalten. Hat es bis jetzt nicht, wie wir an vielen schönen Beispielen sehen und hören können, wenn wir aufmerksam genug sind. Es wird sich aber auch in Zukunft nicht aufhalten lassen, wenn wir das Jesus glauben, was er da sagt.

 

Diese klare Ansage von Jesus an die Pharisäer gibt mir unglaublich viel Hoffnung: Die Botschaft von Liebe und Frieden, der Dank und das Lob an Gott werden nicht aufzuhalten sein. Sie werden sich ihren Weg suchen und ihr Ziel erreichen, selbst, wenn man uns Menschen versucht, den Mund zu verbieten.

 

Diese klare Ansage von Jesus macht mir aber nicht nur Hoffnung, sondern auch eine Menge Mut, denn sie sagt mir im Grunde, dass auch wir als Christinnen und Christen, als Überbringende der Guten Nachricht unsere Wege finden werden. Wir werden in der Lage sein, Hindernisse zu umgehen, oder sie so mürbe zu machen, bis sie zerbröckeln und uns nicht mehr im Weg sind. Wir dürfen nur nicht aufgeben. Wir können mit Liebe und Frieden und Dankbarkeit im Herzen als stete Tropfen die Steine aus Hass, Ignoranz und Selbstsucht höhlen. Wir können Hindernisse überwinden (oder dran vorbeifließen). Und damit das leichter geht, sollten wir uns den Satz verinnerlichen: Ich werde mich nicht aufhalten lassen. 

 

Und dann werden wir ganz bestimmt unser Ziel erreichen: Ein neues Leben und eine bessere Welt!

 

 

 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Team Welt

Whistleblower

Auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen