Äußerlichkeiten und Innerlichkeit

 


Predigt am 28.03. 2021 zu Hebräer 11, 1-2.12,1-3

 


 

Ihr Lieben,

vergleicht ihr euch manchmal mit anderen?

Wenn ja: Wie ist das?

Könnt ihr gut damit um, wenn andere besser aussehen, oder etwas besser können?

 

Bei mir ist das ganz unterschiedlich.

Eine amerikanische Freundin ist zum Beispiel unglaublich musikalisch. Sie spielt diverse Instrumente und hat eine wunderschöne Singstimme. Und damit habe ich überhaupt keine Probleme.

 

Dieselbe Freundin war allerdings auch mal stark übergewichtig und hat sich nie viel bewegt. Vor kurzem hat sie aber mit dem Laufen angefangen und ich war total platt, als ich auf Facebook sah, dass sie einen 10 Meilen Lauf geschafft hat. Das sind 16 km!

 

Ich selber habe schon immer gerne Sport gemacht. Vor ein paar Jahren schon habe ich mit dem Laufen angefangen, aber die längste Strecke, die ich bis jetzt geschafft habe, waren 7 km. Im Moment schaffe ich sogar nur dreieinhalb, weil meine Achillessehne sich sonst beschwert.

Ja, ich bin neidisch. Und in diesem Fall fühle ich mich tatsächlich schlecht, weil ich es vermutlich nie schaffen werde, 16 km zu laufen.

 

Ich weiß auch, dass es nicht nur mir so geht. Viele von uns vergleichen sich mit anderen und stellen frustriert fest, dass sie nie so schlank, so gutaussehend, so erfolgreich, so reich, so beachtet, so beliebt, oder so begabt sein werden wie andere. Und eigentlich sollten wir das mit dem Vergleichen auch wirklich lassen.

 

Aber sogar im Hebräerbrief werden wir dazu aufgefordert, uns zu vergleichen. Mit Jesus. 

Da heißt es: „Dabei wollen wir den Blick auf Jesus richten.

Er ist uns im Glauben vorausgegangen.“

 

Und dann schreibt der Verfasser noch, dass Jesus ja die ganzen Anfeindungen ertragen hat. Deshalb werden auch wir nicht müde werden und den Mut nicht verlieren. Ganz ehrlich: Da traue ich mir eher zu, irgendwann doch die 16 Kilometer zu joggen.

 

Ernsthaft: Wer kann schon an dieses Ideal heranreichen, das Jesus da abliefert?

 

Wenn es um Jesus und um den Glauben geht, dann liegt, wie ich finde, die Messlatte nochmal eine ganze Nummer höher als bei weltlichen Dingen wie Aussehen, Anerkennung oder sportliche Leistung. Der Glaube ist einfach eine andere Liga.

 

Zum Glauben steht da auch etwas im Hebräerbrief:

„Glauben ist ein Überzeugtsein von Dingen, die nicht sichtbar sind.“

Und: „Der Glaube ist ein Festhalten an dem, worauf man hofft.“

 

Der Glaube ist also erst einmal innerlich und das betrifft den Glauben an mich selbst und den Glauben an Gott. Natürlich ist im Bibeltext der Glaube an Gott und an Jesus Christus als Gottes Sohn gemeint. Ich finde aber, dass das Leben dieses Glaubens gar nicht ohne den Glauben an mich selbst funktioniert.

 

Und da sind wir auch schon gleich vom Innerlichen zum Äußerlichen gewandert:

Denn mit dem, was ich sage und tue, wird mein Glaube nach außen hin sichtbar. Wenn ich an mich selbst glaube, kann ich das dadurch ausdrücken, dass ich selbstbewusst auftrete, dass ich zu mir selbst stehe und dazu, was ich denke, fühle, sage oder tue.

Wenn ich an Gott glaube, kann ich das auch ausdrücken: Indem ich ein Leben führe, das auf christlichen Werten aufbaut und indem ich sage: Ja, ich glaube an Gott, an Jesus Christus und an die Heilige Geistkraft. 

 

Unsere Konfis zum Beispiel haben gerade erst ihren Glauben nach außen hin sichtbar gemacht, indem sie ein Glaubensbekenntnis formuliert haben, das dann im Konfirmationsgottesdienst gesprochen wurde. Das war aber nur möglich, weil diese Konfis auch an sich selbst geglaubt haben und daran, dass ihre Überzeugungen es wert sind, von anderen gehört zu werden.

Das war nicht von Anfang an so. Ich wurde durchaus gefragt, ob dieses Glaubensbekenntnis überhaupt gut genug sei.

 

Wir sehen: Auch beim Ausdrücken des Glaubens kann man sich vom Vergleich mit anderen Bange machen lassen.

 

Es gibt Menschen, die total klasse ihren Glauben leben, die auf total tolle Weise Kirche sind. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich uns mit anderen Kirchengemeinden vergleiche und denke: Das würde ich auch gerne. Oder: So wäre ich auch gerne.

 

Sich mit anderen zu vergleichen, ist oft frustrierend. Es kann zur Folge haben, dass wir uns klein und unzulänglich fühlen und den Eindruck haben, dass andere immer viel erfolgreicher sind und bessere Ideen haben.

Und da geht es mir dann auch nicht wirklich besser, wenn ich mich ausgerechnet mit Jesus vergleichen soll. 

Schön, dass er geduldig die ganzen Anfeindungen ertragen hat. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich das auch kann. Ich werde durchaus müde, wenn es um das Ausleben meines Glaubens geht. Ich verliere auch schonmal den Mut. Ich bin eben nicht Jesus.

 

Aber lasst uns trotzdem mal das tun, was der Verfasser des Hebräerbriefes gerne möchte: Den Blick auf Jesus richten.

Lasst uns mal darauf schauen, wie Jesus das hingekriegt hat mit der Geduld und dem Ertragen:

 

Jesus hatte ein Ziel und er hatte das große Ganze im Blick, nicht nur sich selbst. Er hatte die Versöhnung aller Menschen mit Gott im Blick. Er hatte es im Blick, Auferstehung und ewiges Leben für alle Menschen möglich zu machen und nicht nur für sich selbst. Er hatte das Heil der Menschen im Blick. Das hat es ihm möglich gemacht, durchzuhalten und immer weiterzumachen. Okay, und dann ist Jesus ja nicht nur Mensch, sondern auch Gott. Das hilft bestimmt auch immens.

 

Trotzdem kann diese Herangehensweise auch uns helfen, auch wenn wir zu 100% menschlich sind.

Wenn ich zum Beispiel nur laufen gehe, weil ich ab und zu ein bisschen Bewegung brauche, dann werde ich die 16 Kilometer nie schaffen. Wenn ich aber an einem Spendenlauf für die Flüchtlingshilfe teilnehme, bei dem jeder Kilometer, den ich schaffe, Geld einbringt, um Menschen in Not zu helfen, dann wachse ich unter Umständen über mich hinaus. 

 

So geschehen bei eben einem solchen Spendenlauf, der hier mal von der Schule organisiert worden war. Mein Mann und ich haben eine Schülerin gesponsert und einen Betrag von 10 Euro pro gelaufener Runde festgelegt. Wir hatten damit gerechnet, dass sie wohl so vier bis fünf Runden schaffen würde. Ab der zehnten Runde traten uns die Schweißperlen auf die Stirn. Ab der 20. Runde war uns bereits ein wenig übel.

Es reicht wohl zu sagen, dass wir am Ende richtig ordentlich gelöhnt haben. Aber das war total klasse, weil es echt was gebracht hat.

 

Wir sehen also: Wenn wir diese Art von Ziel haben, dann können wir auch mehr aushalten, als wir denken. Und dabei ist es dann völlig egal, ob jemand anderes dann auch noch in Runde 40 läuft, während ich nach Runde 30 wirklich nicht mehr kann.

 

Am Ende kommt es doch darauf an, was wir gemeinsam erreichen. Und wenn ich sage „wir gemeinsam“, dann meine ich: Wir und Gott, und Christus und der Heilige Geist.

 

Wir gemeinsam sind Team Hoffnung und diesen Glauben dürfen wir ganz selbstbewusst in die Welt tragen.

 

 

 

 

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